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Von der gelben Farbe für die Färberei.          81

In Ansehung der färbenden Substanz sind folgende Erfahrungen zu merken.

1. Wenn man die zu Pulver gestossene Gelbwurz mit Wasser kocht, so färbt sich das Dekockt, oder Brühe pomeranzengelb.

2. Kochet man die Gelbwurz mit Wasser, wozu man ein Mittelsalz, z. B. Kochsalz, Salpeter u. d. gl. gethan, so wird die Brühe ebenfalls pomeranzengelb; doch wird sie von dem Salmiak ein wenig lichter, demungeachtet aber noch oranzengelb.

3. Hat man zu dem Essig Weinsteinkremor, oder etwas Weniges von einer verdünnten Vitriolsäure, oder einer andern mineralischen Säure gethan, so erhält das Dekockt eine lichte Citronenfarbe, welches auch bemerkt wird, wenn man Alaun oder Arsenik im Wasser aufgelöset hat.

4. Kocht man mit dem Wasser gebrannten Gyps, so wie er von den Stuckaturarbeitern gebraucht wird, und setzt nach einiger Zeit das Gel bwurzpulver hinzu, und kocht sie alsdenn miteinander, so erhält zwar das Dekockt eine Pomeranzenfarbe, die aber etwas lichter als diejenigen Brühen sind, die man mit blossem Wasser, oder einem Mittelsalze gemacht hat.

5. Vermischt man mit dem Wasser grünen oder Eisenvitriol, und kocht mit diesem mineralischen Wasser die Gelbwurz, so erhält man eine gelbbraune Brühe.

6. Eben dieses wird auch bemerkt, wenn man mit dem Wasser blauen oder Kupfervitriol vermischt hat, nur mit dem Unterschiede, dass die Brühe etwas lichter ist, und in das Grünliche fällt.

7. Kocht man die Gelbwurz mit einer alkalischen Lauge, z. B. mit Pottasche, welche im Wasser aufgelöset worden, so erhält man keine gelbe, sondern eine bräunlichrothe Farbe, welches auch geschieht, wenn man die Wurzel mit Kalkwasser kocht.

8. Vermischt man die Gelbwurz mit einem flüchtigen alkalischen Liquor, z. B. mit Salmiakgeist, und digerirt sie zusamm eine Zeitlang, ohne einige Wärme hinzuzufügen, so erhält der Liquor ebenfalls eine bräunlichrothe Farbe, wie mit dem feuerbeständigen Alkali, oder mit dem Kalkwasser geschieht.  Kocht man hingegen den flüchtigen alkalischen Liquor mit der Gelbwurz, so bekömmt zwar der Liquor anfänglich eine bräunlichrothe Farbe, die aber so wie die Wärme zunimmt, immer mehr und mehr abnimmt, bis endlich, wenn die Brühe recht heiss geworden, gar nichts mehr von einer bräunlichrothen Farbe bemerkt wird, sondern eine gelbe Farbe zum Vorschein kömmt.

9. Werden fette ausgepresste, wie auch distillirte ätherische Oele mit Gelbwurz digerirt, so erhalten dieselben eine gelbe Farbe.

10. Digerirt man Brandwein mit Gelbwurz, so erhält derselbe eine goldgelbe Farbe.

11. Wenn man endlich gute reine Seife z. B. Venezianische, im heissen Wasser auflöset, und alsdenn mit Gelbwurz kocht, so erhält die Brühe eine gelblichgraue Farbe.  Aus allen diesen Versuchen erhellet, dass die färbende Substanz der Gelbwurz sich von allen
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