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Von der gelben Farbe für die Färberei.               83

die Zeugarten erfordern diese Vorbereitung.  Denn die rohe Seide nimmt einige Farben gut an.

Hat man nun die Seide also vorbereitet, so wird sie in 16 Loth schweren Stücken auf Stöcke gehangen, und man zieht sie einigemale gleichförmig durch das bestimmte gelbe Bad, damit sie die Farbe überall annehme.  Der Färber bedient sich zum Gelben gewöhnlich keiner andern Farbenmaterie, als des Strichkrautes, welches auch unangepflanzt auf den Feldern hervorgebracht wird.  Doch ist das eigends angepflanzte besser.  Ueberhaupt wird dieses Strichkraut um so viel höher geschätzt, je dünner dessen Reiser sind.  Der sandige Boden ist am zuträglichsten für diese Art Pflanze, und die Färber sind bemühet, sie so reif und gelb als möglich aufzusuchen.  Reif trocknet man es in Bündeln, und diese Bündel kann man so ganz kochen.  Auf jedes Pf. Seide bringt der Färber zwei Pf. Strichkraut in den Kessel, taucht es in das Wasser gut ein, und läßt es eine Viertelstunde kochen.  Er zieht alsdenn die Bündel heraus, und schöpfet das Bad aus, gießt es durch ein feines Sieb in ein kupfernes oder auch hölzernes Gefäße, um es von den Körnern und kleinen Reisern zu reinigen, welche während dem Kochen sich abgesondert haben.  Wenn das Färbebad durchgegossen, und soweit erkaltet ist, daß man die Hand darinn leiden kann, so taucht man die Seide hinein, und wendet sie so lang darinn um, bis sich die Farbe durchgängig hineingezogen hat.  Alle Gefäße, worinn man färbet, müssen ganz angefüllet seyn, so, daß die Seide etwa nur 2 Zoll über die Brühe hängt.  Sollte nun die Farbenbrühe vom Strichkraut das Gefäß nicht ganz anfüllen, so muß man noch Wasser hinzugießen; doch ehe die Farbe erkaltet, damit sie stäts den nöthigen Grad der Wärme behalte.  Während dieser Arbeit läßt der Färber das Strichkraut zum anderenmal in frischem Wasser kochen, und wenn dieß geschehen ist, so hebt er die Seide an einem Ende des Gefäßes auf dem Obertheil desselben in die Höhe, und dann schöpft er von dem ersten Bade so viel heraus, als er von dem zweiten Bade hineingießen will.  Doch muß er es stark durcheinander rühren, welches so oft geschehen muß, als das Bad von neuem angefüllet wird.  Man kann zwar dieses neue Bad etwas heißer gebrauchen, als das erste, doch würde man der Farbe schaden, welche die Seide schon angenommen hat, wenn das Bad allzuheiß wäre.  Man wendet die Seide wie das erstemal in diesem neuen Bade um, and während dieser Zeit läßt man Weidasche schmelzen, und rechnet auf 1 Pf., 20 Pf. Seide.  Diese Asche wird in einem Kessel geschüttet, und alsdenn von der zweiten Kochung des Strichkrautes ein Theil ganz siedend darauf gegossen.  Man rührt die Asche um, sodann muß sich dieses Bad setzen, und wenn dieses geschehen ist; so hebt man die Seide zum zweitenmal auf den Zober, und gießt etwan drei Emmer von dem klärsten des Aschenbades in das Farbenbad.  Der Färber rührt es gut um, taucht die Seide wieder hinein, und wendet sie auf das Neue darinn um.  Die Wirkung dieser Weidasche ist, daß sich das Gelbe von dem Strichkraut ablöse, und die Seide färbet.  Nach sieben oder acht Umwendungen, giebt man einem dieser Stücke einen Schlag mit dem Windestock, das ist, man windet

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