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Vierter Abschnitt.

und in diese Mischung nicht eindringen könne.  Man fängt sodenn die Destillazion mit einem gelinden Feuer an, damit die Gefässe allmählig warm werden.  Die ersten Tropfen, die herüber gehen, haben keine Farbe, nachgehends aber werden sie zitronenfärbig.  Wenn ungefähr 6 Unzen schwer Liquor herüber gegangen ist, so erheben sich auf einmal weisse, und elastische Dünste.  Daher muss man das Feuer wohl regieren, und von Zeit zu Zeit das kleine Loch in dem Rezipienten aufmachen.

Wenn die Dünste nachlassen, so vermehrt man das Feuer gradeweis, bis der Hals der Retorte ziemlich roth wird, und unterhält dieses in solchem Zustande ungefähr eine Stunde lang, oder bis man gegen 12 bis 14 Unzen Liquor erhalten hat.  Dieser Liquor ist die Leber des flüchtigen Schwefels, und man bewahrt solchen auf in einer wohl-verstopften gläsernen Flasche bis zum Gebrauche, da man ihm mit dem Quecksilber vermischt, wenn man auf dem nassen Wege Zinnober machen will.

V.

Mennige.

Die Mennige ist eine aus dem Blei kalzinirte rothe Farbe, welche sowohl zum Malen, als auch zu andern Dingen gebraucht wird.  Die Arbeit wodurch man das Blei in einen rothen Kalk verwandelt, heisset Mennigbrennen.  Dieser Mennigbrennerei giebt es dreierlei Arten der Operazion.  Die erste ist: da man das Blei in dem ersten Mennigofen - dessen Beschreibung zu Ende folget - zum Schmelzen bringt, und in einen gelben Kalk verwandelt.  Man thut das Blei auf die beiden Seitenheerde des Ofens.  Der mittlere Heerd wird angefeuert, und die Flamme die keinen Ausgang hat, streicht wegen des niedrigen Gewölbes über das Blei, und bringt es in Fluss.  Sobald das Blei fliesset, wird es mit eisernen Rührhacken beständig umgerührt.  Dieses ist zur schnellen Verkaltung nothwendig.  Denn bekanntermassen entstehet auf der Oberfläche des fliessenden Bleies jederzeit ein Ueberzug, oder eine Haut, die nichts anders als ein Bleikalk ist, der, wenn er die Oberfläche des Metalles deckt, dasselbe von der fernern Verkalkung einigermassen schützt.  Dieses Umrühren geschieht so lange, bis das Blei gänzlich verkalkt ist.

Man rechnet darauf ungefähr 8 Stunden, wenn man in jedem Bleiheerde 180 Pfund Blei eingesetzt hat.  Nach der Verkalkung bleibt die Masse noch ungefähr 16 Stunden im Ofen, um sie gehörig zu trocknen.  Unter dieser Zeit wird der Kalk nur zuweilen mit dem Hacken umgerührt, theils um die Oberfläche gehörig zu verändern, den Kalk gleichförmig zu brennen, und einige noch nicht völlig verkalkte Stücke der Flamme mehr auszusetzen; theils aber auch zu verhindern, dass sich die Masse nicht zusammenballe, oder wieder schmelze.  Das Feuer, welches vom Anfang stark seyn muss, wird bei dem Trocknen vermindert.

Transcription Notes:
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