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104           Vierter Abschnitt.

I.
Rothfärben der Wolle.

Diese rothe Farbe entsteht vom Krapp; der aus Färberröthe gemacht wird.  Um diese Grappfarbe zu erhalten, alaunet der Färber die Wolle vorläufig folgendergestalt, und er nennet dieses Alaunen den Sud oder Ansud.

Er kocht nämlich die Wolle oder den Zeug in Kleewasser, und rührt beide beim Kochen mit einem Stabe um.  Hiernächst wird gröblich zerstossener Alaun, und weisser Weinstein mit Wasser in einem Kessel zum Kochen gebracht, worauf man sogleich die Wolle oder den Zeug in diese Brühe bringt, 2 Stunden kochen lässt, und zum öfteren umrühret.  Nach diesem Kochen nimmt man die Wolle oder den Zeug heraus, lässt die Brühe ablaufen, und wenn der Sod vorzüglich gut werden soll, so steckt man beides in einen Sack, und lässt es hierin bis 6 Tage an einem kühlen Orte liegen, damit die Salztheile die Wolle gehörig durchdringen. Gemeiniglich aber begnügt man sich mit dem Kochen in dem Sode.

Beim Färben aber selbst lässt der Färber Wasser in einem Kessel laulich warm werden, schüttet hierauf den besten Krapp hinein, rühret solche darinn gut um, und lässt ihn einige Zeit ziehen.  Alsdann netzet er die Wolle oder den Zeug in der Krappbrühe, worinn es einige Stunde verbleibet.  Kochen muss aber diese Farbenbrühe nie, weil sonst eine matte rothe Farbe entsteht.  Die Krappfarbe ist eine der dauerhaftesten, wenn nämlich die Wolle gehörig den Ansod erhalten hat, und zugleich hat sie den Vorzug, dass sie unter allen ächten Farben die wohlfeilste ist.  Selten aber macht man von dieser rothen Farbe Schattirungen, ob sie gleich bei vielen Schattirungen, aus zusammengesetzten Farben liegt, und den übrigen theuren rothen Farben, zur Verminderung des Preisses beigemischt wird.

II.
Wolle mit Cochenille zu färben.
 
Ungleich schöner, aber auch theurer ist die rothe Farbe aus Cochenille, wodurch vorzüglich der Scharlach entsteht.  Allein nur die Schafwolle, und die Seide nehmen diese Farbe an.  Bei wollenen Tüchern färbt man nicht die Wolle mit dieser Farbe, sondern die gewebten Tücher nach dem Scheeren, weil diese Farbe in der Walke nicht besteht.

Die natürliche Farbe dieser Cochenille ist die Karmoisinfarbe.  Soll gesponnene Wolle in dieser Farbe gefärbet werden, so muss sie der Färber vorher durch den oben beschriebenen Ansod, alaunen.  Beim Färben lässt man Cochenille in erforderlicher Proporzion mit Wasser in einem Farbenkessel laulich warm werden, hängt die Wollsträhnen über einen Stock, und drehet sie eine Stunde in der Farbenbrühe um, während dass diese Brühe kochet.

Transcription Notes:
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