Viewing page 109 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

Von der rothen Farbe für die Färberei.       105

Zuletzt wird die Wolle ausgedruckt und gespült.  Jemehr Cochenille man hiezu nimmt, desto dunkler wird die Farbe, und umgekehrt.  Soll diese Farbe dem Scharlach näher kommen, und heller seyn, so setzt man etwas von der sogenannten Scharlachkomposizion hinzu, d. i. Zinn in Scheidewasser aufgelöset, wie bei dem Scharlach wird gezeiget werden.  Doch muss beim Carmoisin die Komposizion in geringern Masse hinzugethan werden als beim Scharlach, anderer kleiner Abweichungen nicht zu gedenken.  Tücher werden auf diese Art häufig karmoisinroth gefärbet.

III.
Scharlachfarbe.

Das zarte saubere Mehl aus den Karmoisinbeeren.  Es ist der beste Theil derselben, und kann nur aus frischen, sehr rothen Körnern gemachet werden.  Man färbet damit die Scharlachtücher, welche erst, nachdem sie schon gewebet, gewürket, und zugerichtet sind, gefärbet werden, weswegen diese Tücher auch einen weissen Schnitt haben.  Gemeiniglich werden zur Scharlachfarbe die ganzen Körner der Cochenille dazu genommen.  Das Pulver muss trocken seyn, und nicht übel riechen, weil es von Betrügern mit Essig angefeuchtet wird, um dessen Farbe zu erhöhen, und dadurch das Gewicht zu vermehren.

Ueberhaupt ist die Scharlachfarbe eine schöne, brennende rothe Farbe, die aus Cochenille zubereitet wird, bei welcher aber die natürliche Karmoisinfarbe der Cochenille durch Zinn in Königswasser aufgelöset, oder die Scharlachkomosizion erhöhet wird.  Daher nennet man auch diesen Scharlach Feuerfarben, oder auch holländischen Scharlach.  Man hat von diesem Scharlache verschiedene Schattirungen, die durch die Komposizion hervorgebracht werden können.  Denn je mehr von der Komposizion hinzugesetzt wird, desto heller wird die Farbe, und umgekehrt, daher denn die mancherlei Schattirungen entstehen.  Man hat aber auch noch einen dunkleren Scharlach, den man franz- oder venezianischen Scharlach nennet, der mit Kermesbeeren gefärbet wird.  Auch hat man noch eine dritte Art zu färben, nämlich mit Gummilack, der zwar nicht so lebhaft, aber beständiger seyn soll.  Wenn denn mit Cochenill gefärbet werden soll, so muss zuerst die Wolle, oder Zeug durch einen Ansod alaunet werden, wie bei dem Grapproth gezeiget worden.  Die Scharlachfarbe selbst, wird aber folgendergestalt zubereitet.  Zuförderst muss feines, und unlegirtes Zinn im Scheidewasser aufgelöset werden, und hiedurch eine sogenannte Scharlachkomposizion hervorgebracht werden.  Man versetzt reines Scheidewasser mit Salmiak, und etwas Wasser, und schüttet nach und nach das zerhackte und zerkörnte Zinn hinein, worinn sich dieses nach und nach auflöset.  Durch diese Auflösung entstehen rothe Dämpfe, die man in dem irdenen Gefäse, worinn das Zinn aufgelöset wird, zu erhalten suchet, weil sie zur Schönheit der Farbe das ihrige beitragen  Ist das Zinn völlig aufgelöset, so hat die Soluzion eine röthliche Farbe.  Hierauf macht man nun reines Flusswasser in einem
Kes-

O

Transcription Notes:
? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ? ?