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106   Vierter Abschnitt.

Kessel warm, und schüttet pulverisirte und gesiebte Cochenille nebst Kremor-Tartari hinein.  Man rechnet auf jedes Pfund Wolle etwa zwei Loth Cochenille.  Wenn das Wasser zu kochen anfängt, so wird etwas von der Scharlachkomposizion hinzugegossen, mehr oder weniger, nachdem die Sache heller, oder dunkler gefärbt werden soll.  Sobald nun diese Farbenbrühe kocht, so taucht man die Wolle in heisses Wasser, bringet sie in die Farbenbrühe, drehet sie beständig um, und nimmt sie erst nach anderthalb Stunden heraus, da sie denn ausgedrückt, und in Wasser gespület wird.  Diese erste Brühe erschöpft sich aber, und giebt der Wolle noch nicht die gehörige Farbe.  Daher muss noch eine zweite schwächere Brühe auf die vorgedachte Art vorbereitet werden, in welcher auch die Wolle auf die vorgeschriebene Art genetzet und zuletzt gespület wird.  Diese Scharlachfarbe kann nur in einem zinnernen Kessel zubereitet werden, weil die kupfernen und messingenen das gefärbte Zeug anschmutzen.  Mit einer geringen Abänderung färbt man auch auf die vorige Art die Tücher, und die übrigen Zeuge.  Ueberdem können durch diese Farbenbrühe vermittelst einer Vermischung verschiedener Salze, und Halbmetalle viele Nebenfarben hervorgebracht werden, als Violet, Lila, Zimmetfarbe rc.

   Diese Scharlachfarbe giebt einen lebhaften Scharlach, den man aber dunkel machen kann, wenn zu der Farbenbrühe Alaunwasser hinzugesetzt wird.  Der venezianische oder französische Scharlach wird mit Kermes, oder Alkermes auf diese Art gefärbt:

   Man pulverisirt, und siebet den Kermes, und kocht auf jedes Pfund Wolle höchstens 1 Pfund Kermes in Wasser.  Sobald diese Farbenbrühe kocht, so färbt man die Wolle, oder den Zeug in der Farbe, wenn beides noch von dem Alaunsode nass ist.  Je mehr Kermes zu dieser Farbenbrühe hinzu gesetzt wird, desto dunkler ist die Farbe, und o [[sic]] umgekehrt.  Hiedurch entstehen die verschiedenen Schattirungen des Scharlachs.  Soll die Farbe ins Karmoisin fallen, so zieht man die Wolle, oder Zeug erst durch heisses Wasser, oder man setzt zur Farbenbrühe alkalische Salze hinzu.  Eine Beimischung von der gedachten Scharlachkomposizion macht aber diesen Scharlach heller und lebhafter.  Wohlfeiler, aber auch schlechter wird diese Farbe, wenn man Kermes, und Krappe zur Hälfte nimmt, wodurch der sogenannte Halbscharlach, oder das Blutrothe entsteht.

   Der Scharlach aus Gummilack wird also gefärbt:  Man löset den Lack entweder in Wasser auf, giesst das gefärbte Wasser ab, und lässt es ausdünsten, da denn ein klebrichter Saft übrig bleibt, der zum Färben gebraucht wird: oder der Färber lässt den Gummilack nebst Wallwurzel und Wasser an einem warmen Orte einige Stunden stehen, wodurch sich der Gummilack auflöset.  Er giesst hernach das gefärbte Wasser ab, stürzt die Farbentheiligen zu einem Bodensatz; und lässt diesen in der Sonne trocknen.  Durch beide Mittel werden die harzigen, und unreinen Theile von dem Gummilack abgesondert.  Diesen geläuterten Gummilack reibt man erst mit warmen Wasser, hiernächst mit Scharlachkomposizion, bringt diese Mischung mit Weinstein und Wasser in einen Farbenkessel, und

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