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Von der weissen Farbe.    151

Die Fabrik reibt das Bleiweiss zwar auch unvermischt; allein, grösstentheils erhält es auf der Mühle einen Zusatz von Kreide.  Das reine Schieferweiss schüttet man blos auf den obersten Mühlstein, benetzt es mit Wasser, und wiederholt dieses zum öftern, während dass es gemahlen wird.  Es läuft durch gedachte Rinnen von dem obersten Steine zu den drei übrigen, und wird von allen 4 Steinen völlig zermalmet.  Von dem letztern Reibsteine läuft es durch eine Rinne in ein hölzernes Gefäss, und aus diesem wird es in kleine dreikantige Formen von Thon, welche ohngefähr 4 bis 5 Zoll hoch, und oben eben so weit sind, geschöpft.  In diesen steht es so lange, bis es zusammenfällt, und alsdenn wird es auf den Brettern eines hölzernen Gestells in der Luft getrocknet.  Nach Beschaffenheit der Witterung verfliessen 2 bis 6 Wochen, ehe es völlig trocken ist.  Man wickelt es endlich, damit es desto weisser scheinen möge, in blau Papier zum Verkauf.  Ist es aber vor dem Einwickeln nicht völlig ausgetrocknet, so wird es in dem Papier roth.  Die holländischen und englischen Fabriken nöthigen die hiesigen, (damit sie mit jenen einerlei Preiss halten kann,) ihr Schieferweiss grösstentheils mit Kreide zu versetzen, und diese Mischung heisst alsdenn vorzüglich Bleiweiss, ohngeachtet auch das zermalmte Schieferweiss diesen Namen erhält.  Man mahlt nämlich 2/3 Schieferweiss und 2/3 Kreide mit einander, und verfährt hiebei, wie bei dem unvermischten Schieferweiss.  Die Kreide wird vorher zerschlagen, und es müssen alle Steine ausgelesen werden.  Beim Malen muss man diese Vermischung gleichfalls mit Wasser begiessen, und es wird auch wie das Schieferweiss geformt und getrocknet.  Ein Centner Bleiweiss kostet 9, und das Schieferweiss 12 Thaler.

Das Bleiweiss, welches mehr gedachtermassen nur ein durch das Essigsaure zerfressenes Blei ist, enthält allzuwenig von diesem Sauren, als dass es sich in dem Zustande eines Mittelsalzes befinden sollte.  Da es aber ein bereits sehr geöffnetes und sehr getheiltes Blei ist, so ist es leicht, dasselbe bis zur Sättigung mit diesem Sauren zu vereinigen.  Man darf in dieser Absicht nichts weiter thun, als das Bleiweiss mit einer solchen Menge destillirten Essig digeriren, dass es sich darinnen ganz auflösen könne.  Der Liquor heisst nach dieser Auflösung Bleiessig.  Wenn man ihn durchseiget, abrauchet und zum Krystallisiren hinsetzt, so giebt er eine Menge schöner Krystallen, welche geschickt sind, sich völlig im Wasser aufzulösen, und einen salinischen, metallischen und zuckerartigen Geschmack haben, welches diesem Salze den Namen Bleizucker oder Bleisalz zuwege gebracht.

Das gemeine Bleiweiss ist in der Malerei gleichsam der Grund aller Farben, weil man sie unter alle mengt.  Es giebt ihnen mehrere Konsistenz, und macht sie schöner und glänzender.  Ueberdiess macht es die Farben auch noch weit brauchbarer für den Maler, weil sie die anzustreichenden Sachen weit besser decken, als ohne Bleiweiss; und sie trocknen auch leichter, weil das Bleiweiss aus einem Mineral und einer Erde zusammengesetzt ist, und dadurch eine stärkere trocknende Eigenschaft erhält.  Es unterscheidet sich das Bleiweiss vom Schieferweiss theils durch eine weniger weisse Farbe, theils durch das Gewicht, weil es bei gleicher Grösse leichter ist.