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Von der weißen Farbe.     155

breit über den Kalk stehen muß, ablaufen, und gießt wieder frisches darüber.  Dieß Schlemmen wiederholt wan einige Tage hintereinander.  Je mehr man den Kalk wäscht, desto weißer wird er.  Zuletzt wird der Kalk wie ein Teig.  Wenn man ihn nun gebrauchen will, so thut man eine gewisse Quantität in einen irrdenen Topf, und mischt etwas Berlinerblau oder Indigo darunter, um das Weiß desto dauerhafter zu machen; darauf rührt man es mit Handschuhleim und ein wenig Alaun ab, und übertüncht die Wand 5 oder 6mal mit einem großen Pinsel oder Quaste.  Man muß die Wand jedesmal nur ganz dünne übertünchen, und so lange warten, bis der Anstrich sehr trocken ist.  Endlich nimmt man einen Pinsel von wilden Schweinsborsten, und reibt die Wand scharf damit ab, wodurch sie den Glanz bekömmt, der die Schönheit dieser ganzen Arbeit ausmacht, und ihr zuweilen das Ansehen von Marmor oder Stuck giebt.  Das geht aber nur auf neu beworfene Wände an; wollte man es bei alten Wänden thun, so müßte man das Oberste erst gänzlich abkratzen, und gleichsam eine neue Wand machen.

VII.

Von dem Weisen auf Email.

Es giebt übrigens viele Fälle, wo man weder die eine, noch die andere von den angegebenen weißen Farben gebrauchen kann, und wo man nothwendig ein metallisches Weiß nehmen muß.  Es wäre daher sehr zu wünschen, daß man in diesen Fällen anstatt des Bleiweißes sich eines gehörig zubereiteten und wohl abgesüßten Zinnkalkes bediente, so wie die Verfertigung desselben in einer übersetzten Abhandlung von den Farben zum Porzellän und Emailmalen, Leipz. 1767. 8v., die Herr von Montamy herausgegeben hat, pag. 62 u. f. gelehret worden.

IX.

Milchfarbiges, weißes undurchsichtiges Glas.

Dieses machet man durch Zinn, wenn man dem Glasgemenge den fünften Theil Zinnkalk zusetzt, den man, mehrerer Flüßigkeit halber, eben so viel Bleikalk und 1 Gran gerösteten Braunstein beifüget.  Es wird auch eine schöne halb undurchsichtige Milchfarbe durch Knochen hervorgebracht, die bis zur Weiße kalcinirt, zu einem zarten Mehle zerrieben, und dem Glasgemenge zugesetzt worden sind.  Man kann auch etwas Salpeter hinzufügen.

X.

Weisse Glasur der gemeinen irrdenen Gefässe und Töpferarbeit.

Die weisse Glasur kann auf doppelte Art verfertiget werden: Bei der gemeinen weissen Glasur wird das Gefäss mit weissem Thon übergossen; alsdenn nimmt der Töpfer Mennig und zerstossenen weissen Kieselstein, reibet beides auf der Schmelzmühle fein, und gla-

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