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Von der weißen Farbe.     157

XI.

Die weiße Glasur der Fayance, oder des unächten Porzelläns.

Da alles darauf ankömmt, die Fayance dem ächten Porzelläne so ähnlich, als möglich zu machen, so ist eine gute weiße Glasur ein sehr wichtiger Punkt bei den Fayancefabriken.  Hierzu ist und bleibt nun eine gute Zinnasche das hauptsächlichste Material.  Diese Zinnasche muß aber vollkommen rein, nicht mit dem geringsten Bleie verunreinigt, und bis zur höchsten Weiße kalcinirt seyn; daher muß die Fabrik dieselbe allemal selbst machen, weil die gemeine kaufbare Zinnasche fast niemals ohne Vermischung mit Blei ist.  Das zweite Hauptmaterial sind weiße Kiesel, die im Feuer vollkommen ihre Weiße behalten, und nachdem sie glühend ins Wasser geworfen worden, zerstossen und zu einem fast unfühlbaren Pulver zerrieben werden.  Von dieser Zinnasche und Kieselstaube nimmt man gemeiniglich von jedem 1 Theil, und von alkalischen Salzen 3 Theile, und reibet alles auf das allerzarteste untereinander.  Diese alkalische Salze können am besten aus Potasche und Weinsteinsalz bestehen.  Die Potasche muß aber vorher gereiniget, d. i. im Wasser aufgelöset, der unauflösbare Bodensatz weggethan, die Soluzion filtriret und wieder evaporirt werden; da man denn auf dem Boden die beste gereinigte Potasche hat.  Will man unter diese Materien noch einen Theil weißen kristallinischen Arsenik setzen, so wird man die allerbeste allenthalben gleichförmige Glasur haben.

Man hat gar nicht Ursache, sich vor der Schädlichkeit des Arseniks zu fürchten, ohngeachtet man aus dergleichen Gefäßen ißt und trinkt.  Der größte Theil des Arseniks verfliegt im Feuer, und der übrige Theil kann um deshalb nicht die geringste Wirkung haben, weil die Glasur, in welche er eingegangen, in der That nichts anders als ein Glas ist; ein Glas aber ist gegen alle Feuchtigkeit unauflöslich.  Man setzt den Arsenik auch bei dem Glasmachen zu; und so wenig er in den Gläsern ferner die geringste Wirkung haben kann, so wenig ist er auch in der Glasur schädlich.

Die Fehler in der Glasur der Fayance sind:  1) wenn sie nicht allenthalben vollkommen glatt, sondern blasig ist.  Dieser Fehler entspringt fast allemal daher, wenn die Salze unzubereitet dazu genommen werden.  Eine ungereinigte Potasche schäumet gar sehr im Feuer, und daher entstehen diese Bläschen.  Eben dieses thut der Borax, den einige mit darunter nehmen, wenn er nicht vorher kalciniret wird.  2) Ist es ein wichtiger Fehler, wenn die Glasur nicht vollkommen gleich geflossen, sondern allenthalben kleine Löcher zeiget.  Dieser Fehler entstehet: wenn entweder kein Arsenik unter die Glasur gemischet, oder die Salze in zu geringer Proporzion genommen worden, oder der Thon von übler Eigenschaft ist, daß er die Glasur nicht gut annimmt.  3) Wenn die Glasur nicht gut aufsitzt, sondern gar zu leicht abspringt, woran der Thon gemeiniglich Schuld hat.  Sowohl der zweite als der dritte Fehler werden am besten vermieden, wenn man die Gefäße, ehe man die Glasur aufträgt, mit gereinigter Potasche, welche angefeuchtet und