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158               Siebenter Abschnitt.

und zu einem dünnen Brei gemacht ist, mit einem dazu schicklichen Pinsel allenthalben gleichförmig bestreichet, und die Gefässe vor Auftragung der Glasur vollkommen wieder trocken werden lässt.  Diese dünne Schaale von alkalischem Salze an den Gefässen, greift im Feuer in die Oberfläche des Thones an, und verglaset diese Oberfläche; und weil die hernach aufgetragene Glasur in Ansehung der Salze einerlei Natur mit dieser dünnen Schaale hat, so sitzt nicht allein die Glasur fester auf, sondern sie fliesst auch allenthalben gleichförmig.  Wenn der Thon weiss und leichtflüssig ist, so kann man zuweilen dieser Arbeit entbehren.  Die Glasur wird doch aber allemal dauerhafter seyn, wenn sie so geschiehet.
   
Man muss sich hüten, einer schönen Fayance eine dicke Glasur zu geben.  Je dicker die Glasur aufgetragen wird, desto mehr fällt es in die Augen, dass es nur schlechtes unächtes Porzellän ist, und desto mehr und eher springt die Glasur davon ab.  Die dicke Glasur gebraucht man nur zu dem Boden, um die schlechte Beschaffenheit der gebrauchten Thonarten darunter zu verbergen, worinn man doch aber diese Absicht gar sehr verfehlet.  Eine Fayancefabrik, welche sich der kölnischen Erde und eines guten leichtflüssigen Thones bedienet, hat diese Absicht gar nöthig; und je dünner die Glasur aufgetragen wird, desto weniger wird sie abspringen, und je mehr wird die Fayance dem ächten Porzellän ähnlich seyn.
                        
XII.
Das Email, Schmelz- oder Schmelzglas.
  
Der Künstler kauft die Email schon zubereitet bei den Galanteriehändlern, und diese erhalten es aus Venedig und Holland in kleinen Tafeln oder Kuchen, 4 bis 5 Zoll ins Gevierte, und einige Striche dick.  Es ist nichts anders, als ein gefärbtes Glas, oder ein sogenannter Fluss.  Es wird aus dem besten Krystallglase, oder an dessen Statt auch aus den Bestandtheilen des Glases, aus Sand und Kieselstein, mit Zinn- oder Bleiasche vermischt.  Eigentlich sieht es milchweiss aus, mann kann ihm aber auch durch Farben aus dem Mineralreiche eine grüne, gelbe, schiefergraue, himmelblaue, und eine gewisse dunkelblaue Farbe geben.  Es wird schon in Tafeln, welche auf gedachte Art gefärbt sind, verkauft, und durch Vermischung derselben entstehen die übrigen Farben.  Die gewöhnlichsten Schmelze sind undurchsichtig, wenn sie auf das Metall aufgetragen sind; doch giebt es auch durchsichtige.  Die letztern haften blos auf dem Golde.  Die undurchsichtigen Schmelzgläser sind ohne Ausnahme brauchbar, da im Gegentheile die gelben und rothen durchsichtigen im Feuer verbleichen.  Daher sind nur die grauen und blauen, und allenfalls die braunen und schwarzen Flüsse der letzten Art zu gebrauchen: denn weisse durchsichtige Flüsse giebt es gar nicht.  Unter den undurchsichtigen venezianischen Gläsern, sind die Glanzflüsse (Lustre) die feinsten und schätzbarsten.  Mann schmelzet sie ohne Zweifel bei der Verfertigung sorgfältiger, als die übrigen gewöhnlichen.  Bei der weissen Farbe der