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Von der weißen Farbe.     159

der Emailleur bedienet man sich, statt der Lüsterflüsse, der weißen Korallen, die gleichfalls in Venedig verfertiget werden.

Man trägt die Email entweder auf Gold, oder auf Kupfer auf; das Gold ist aber zu diesem Zweck in aller Absicht am brauchbarsten.  Denn, zuvörderst nimmt dasselbe nicht nur die undurchsichtige, sondern auch die durchsichtige Email an, da hingegen letztere sich nicht mit dem Kupfer vereiniget.  Hiernächst erscheint nicht nur die aufgetragene Email, sondern auch die Farben, weit sauberer und lebhafter auf dem Golde; überdem kann man auch eine dicke Goldplatte emailliren, da hingegen das Kupfer ganz dünne seyn muß.  Es gehört zu der Arbeit des Goldarbeiters, dem Golde die verlangte Form zu geben.  Er muß aber das Gold, welches emaillirt werden soll, nie mit Silber legiren, weil das Silber auf der Email grüne Flecken verursachet; dagegen versetzt er dasselbe mit etwas Kupfer.  Das feinste Gold ist aber beim Emailliren am brauchbarsten.  Das Kupfer führt von Natur eine Unreinigkeit bei sich, so die Vereinigung desselben mit Email hindert; daher muß man dasselbe vor dem Emailliren, eben so wie das Silber beim Weißsieden, in Weinstein sieden.  Ausserdem hat auch das Kupfer den Fehler, daß, wenn dasselbe dick ist, die Email im Feuer abspringt; daher muß es so dünn als Papier, und wo möglich noch dünner geschlagen werden.  Vormals konnte man bloß auf einer gewölbten Metallplatte, es mochte dieselbe von Gold oder Kupfer seyn, emailliren; denn ein ebenes Blech wirft sich im Feuer; daher emaillirte man, z. B. bloß den Deckel einer Tabacksdose, und der Kasten war von Gold oder Silber.  In neuern Zeiten muß ein einzelnes Blech, welches man emailliren will, z. B. der Deckel einer Tabacksdose, zwar gleichfalls gewölbt seyn; aber bei einem Ganzen, welches aus mehrern platten Blechen zusammengefügt ist, weis man sich auf eine andere Art zu helfen, daß man ebene Flechen demohngeachtet mit Email überziehen kann.  Der Metallarbeiter muß nämlich, z. B. den Kasten einer viereckigen Tabacksdose aus dem Ganzen verfertigen, und den platten Theilen untereinander eine solche Spannung geben, daß sie sich im Feuer nicht werfen können.

Das Schmelzglas wird vor dem Gebrauche zermalmet, aber nicht in einem metallenen Geschirr, z. E. in einem Mörsel, denn Messing färbet die Email grün, und Eisen schwarz.  Daher zerschlägt man das Glas erst gröblich in einem leinenen Tuche, und zuletzt in Papier gewickelt, so viel wie möglich zu Pulver.  Dieses reibet der Emailleur in einer gläsernen Reibeschaale mit Wasser, vermittelst einer Keule von eben der Materie, aber nicht völlig so fein, wie die Oelfarben; denn zu fein geriebene Email blähet sich im Feuer auf.  Von dem Schmutz, der sich beim Zermalmen auf die Email setzt, reiniget man sie durch aufgegossenes Scheidewasser.  Denn dieses verzehret nebst der übrigen Unreinigket selbst das Papier, welches sich beim Schlagen in kleinen Stücken mit dem Glase vermischt.  Das geriebene Glas muß aber vor dem Gebrauche völlig wieder von dem Scheidewasser gereiniget werden.  Dieserhalb schlemmet man es so oft im Wasser, bis das abgegossene Wasser keinen fremden Geschmack hat.  Soll nun das geriebene Glas auf das Metall aufgetra-
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