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Von der ungefärbten weißen Seide.

Die Seide führt eine klebrichte Materie bei sich, beinahe dem Gummi gleich, die aber doch nicht wie Gummi im Wasser aufgelöset werden kann.  Diese klebrichte Materie macht die Seide steif, oder roh, und diese Steifigkeit ist bei den mehresten Zeugarten hinderlich; der Flor und wenige andere Zeugarten ausgenommen.  Ueberdem haben die mehresten Cocons und also auch ihre gehaspelte gelbe Seide eine schmutzige Farbe, die völlig weggeschafft werden muss, wenn die Seide weiss und ungefärbt bleiben soll, weil die Seide bei diesem Schmutz die Farbe nicht gut annimmt.  Beides die Steifigkeit und der gelbe Schmutz muss nun durch ein Kochen in guter weisser Seife weggeschafft werden, wozu man insgemein und am liebsten venezianische Seife nimmt.  Vorläufig muss aber der Seidenfärber jede Seidenstrene mit einer Schnur verbinden, die Strene auseinander drehen, und mehrere miteinander vereinigen, damit sich die Seide beim Kochen nicht verwirre.

Soll nun die Seide weiss und ungefärbt bleiben, so löset der Färber auf jeden Centner Seide 30 Pfund zerschnittene Seife in einem Kessel mit Flusswasser auf, und mindert die Hitze des Feuers, sobald die Seife durch das Kochen des Wassers aufgelöset ist, so, dass das Seifbad zwar heiss bleibt, aber nicht kocht, denn durch das Kochen würde die eingetauchte Seide verwirrt werden.  Hiernächst hängt der Färber einige Strenen Seide auf einen Stab, ergreift diesen mit beiden Händen, und taucht den untern Theil der Seidenstrenen in das Seifbad ein.  In diesem Seifbade hält der Färber die Seide so lange, bis sich die obengedachte klebrichte Materie verloren hat, welches er an der Weisse und Geschmeidigkeit der Seide erkennt.  Alsdenn kehrt er die Strenen auf dem vorgedachten Stabe um, so dass der obere noch rohe Theil derselben gleichfalls eingetaucht wird, und in dem Seifbade auf die vorgedachte Art weich wird.  So befreiet man die Seide von dem Gummi, und man muss ihr nur noch durch das Kochen in eben solchem Seifbade eine völlig weisse Farbe geben.  Dieserhalb steckt man 25 bis 30 Pfund Seide in eine Tasche von grober Leinwand, schnüret die Tasche mit einer Schnur zu, und wirft sie in ein frisches Seifbad, so auf die vorige Art zugerichtet ist, worinn die Seide 1 1/2 Stunde kochen muss.  Der Färber muss aber die Tasche in dem Seifbade zum öftern mit einer eisernen Stange umrühren, damit die Seide nicht anbrenne.  Es ist an sich begreiflich, dass man die Seide in Taschen kocht, damit sie sich nicht beim Kochen verwirre.  Nach dem Kochen wird jede Tasche mit einer eisernen Stange auf einen reinen Platz des Bodens geworfen.

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