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162         Siebenter Abschnitt.

Die Färber pflegen weisse Seide von verschiedenen Schattirungen hervorzubringen, indem sie dieser Seide mehr oder weniger einen röthlichen oder bläulichen Schimmer geben.  Hieraus entstehen fünf verchiedene Schattirungen der weissen Seide.  1) Das indianische Weiss wird insgemein nur auf die vorgedachte Art weiss gemacht.  Soll die Seide ja einen mässigen bläulichen Schimmer erhalten, so giebt man ihr diesen mit etwas Blauen von Indigo in einem schwachen Seifbade, wie ich 2) bei dem chynesischen Weiss zeigen werde.  Dieses Weiss hat einen röthlichen Schimmer, so der Seide in einem schwachen Seifbade durch etwas Roucou beigebracht wird.  Der Seidenfärber löset nämlich Seife in einer mässigen Proporzion in einem Kessel mit siedendem Wasser auf, indem er auf 30 Eimer Wasser nur anderthalb bis 2 Pfund Seife nimmt.  Giebt dieses Seifwasser nur einen mässigen Schaum, wenn man mit einem Stab hineinschlägt, so ist es weder zu fett noch zu mager.  Denn beide Abwege muss man vermeiden.  In dieses Seifbad schüttet der Färber mehr oder weniger Roucou, je nachdem die weisse Seide einen stärkern oder schwächern röthlichen Schimmer erhalten soll.  Er hängt hierauf mehrere Strenen Seide auf einen Stab, und taucht die Seide zur Hälfte ein, kehrt hierauf die Strenen um, und taucht auch diejenige Hälfte jeder Strene ein, die bei dem ersten Eintauchen oben und ausserhalb dem Bade war.  Je mehr Roucou in das Seifbad geschüttet wird, und je länger man die Seide eingetaucht in dem Seifbade hält, desto stärker wird der röthliche Schimmer.  3) Zwirn- oder Milchweiss wird in dem nur beschriebenen Bade eben so behandelt, ausser dass man statt des Roucou etwas aufgelöseten Indig in das Seifbad giesset.  Sowohl bei dem chinesischen als Milchweiss muss das Bad beständig heiss seyn, aber nicht kochen.  Zuletzt ringt man die Seidenstrenen auf dem Windestock aus, und lässt sie auf Stangen trocken werden.  4) Schon einen stärkern blauen Schimmer hat das Silberweiss und den stärksten 5) das blaulichte Weiss, dieserhalb wäscht der Färber Indigo dreimal mit warmen Wasser, zerstösst ihn hierauf in einem Mörsel, giesst heisses Wasser darauf und lässt die groben Theile des Indigs zu Boden sinken.  Das Klare giesst er ab, und schüttet etwas in das oben beschriebene Seifbad, sowohl der ersten als zweiten Kochung.  Je mehr er Indig hinzu giesset, desto stärker wird der blaue Schimmer.  Nach der letzten Kochung wirft er die oben gedachten Taschen in ein Gefäss mit kaltem Wasser, spült auch die aus den Taschen gezogene Seide in reinem kalten Wasser.

Den höchsten Grad der Weisse erhält die weisse Seide durch das Schwefeln.  Nass, so wie sie aus dem vorgedachten Bade kommt, hängt man sie daher auf Stangen in einer festen Kammer auf, zündet unter derselben Schwefel auf Kohlen an, und lässt die Seide eine Nacht über in dem Schwefeldampf hängen.  Am Morgen öfnet man die Kammer, und lässt die Seide in der Sommerwärme trocknen.  Geschieht das Schwefeln aber zur Winterszeit, so muss die Kammer wieder verschlossen werden, wenn