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Von Farbentuschen, rc.             165

wickelt.  Dadurch erhält man nicht nur um so viel schönere, sondern auch dauerhaftere Farben, als keine von allen mir bekannten Farbentuschen oder andern Malerfarben ist, weil überall, wo dergleichen gehörig entwickelte Farben hinkommen, sich solche einäzen, und dadurch festsetzen.

3) Die zweite Reinigung.  Da jedes Salz sowohl, als jede Farbebrühe, die dadurch entwickelt worden ist, annoch viel erdichte und grobe, rohe Theile bei sich hat, die nicht zur Farbe gehören, und also auch nicht darzu taugen, weil die Farbe davon nur trübe und unrein wird, so muss solche nach der geschehenen Entwickelung, wenn sich die Salze zuvor darinn völlig aufgelöset haben, und die Brühe kalt geworden ist, durch ein Papier filtrirt werden, um eine recht reine und nur die ächte elementarische Theile enthaltende Farbebrühe zu bekommen.

4) Niederschlag (Präcipitazion.)  Diese ächte, reine, elementarische Theile einer Farbe werden aus der Farbebrühe niedergeschlagen, so dass sie sich sämtlich zu Boden setzen, und man die wässerichten Theile der Brühe ohne alle Farbe, beinahe ganz wasserhell, davon abgiessen kann.

5) Das erste Abtrocknen.  Die sich aus der Farbebrühe niedergeschlagenen feinen elementarischen Farbetheile, nachdem die helle Brühe davon abgegossen worden ist, werden mit vielem Fleiss und Vorsicht getrocknet. 

6) Trockenes Abreiben derselben. Wenn sie nun langsam und mit Vorsicht getrocknet worden sind, so werden sie in einer Reibschaale auf das feinste abgerieben, und durch ein Haarsieb gesiebt, um sie als ein feines Pulver, so wie der Carmin ist, zu gebrauchen und aufzubewahren, oder zu weiterer Bereitung als Farbentusch geschickt zu machen. 

7) Das nasse Abreiben mit Gummiwasser.  Das fein abgeriebene Farbepulver wird also in eine Reibschaale gethan, und mit einem darzu tauglichen Gummiwasser abermalen so lange abgerieben, bis die Masse fein genug und in gehöriger Dicke ist. 

8) Das Einfüllen in Formen und letzte Abtrocknen.  Hierauf wird diese Farbemasse in beliebige Formen eingefüllt, und darinn nochmals mit aller Sorgfalt ganz langsam abgetrocknet, so hat man die schönsten, reinesten und dauerhaftesten, mit allen Eigenschaften eines chinesischen Tusches versehenen Farbentusche, die man zur allerfeinsten Miniaturmalerei und zum Zeichnen gebrauchen kann, und mit unendlich viel grösserem Vortheil als aller andern Farben sich ihrer bedienen wird.

Dieses vorausgesetzt schreiten wir nun zu den Vorschriften selbst.
                 
I.

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