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168        Achter Abschnitt.

dazu die Zinnsoluzion gebraucht wird, hauptsächlich zur hochrothen Farbe so viel beitragen, und jeder Farbe die grösste Schönheit, Glanz und Lebhaftigkeit geben.

Wem also an vorzüglicher Schönheit und Dauerhaftigkeit seiner Farben etwas gelegen ist, der befleisse sich, immer einen Vorrath von der Zinnsoluzion, die mit Sorgfalt gemacht ist, zu haben, dann man kann sie Jahr und Tag aufhalten, ohne dass sie ihre Wirkung verliert, nur muss es an temperirten Orten und wohl verwahrt geschehen; sollte sie auch etwas dicke und milchigt werden, so darf man sie nur an einen wärmern Ort bringen, alsbald ist sie wieder klar und helle.  Es ist Thorheit, wenn einige Färber behaupten, die Zinnsoluzion dürfe nicht alt werden, sonst verliere sie ihre Kraft und Wirkung, man müsse sie also immer frisch machen.  Die so etwas glauben, wissen keinen Grund dazu anzugeben, und kennen die Bestandtheile nicht, wodurch sie sich so wirksam bei den Farben zeigt.  Freilich wenn man sie auf eine schlechte Art gemacht und die beste Theile dabei verloren hat, darf sie nicht auch noch alt werden, sonst hat man daran nicht viel mehr übrig als ein saures Wasser.

Wenn also die Cochenillebrühe zweimal gereiniget worden ist, so ist nun der Niederschlag zu besorgen, wodurch die färbenden Theile der Brühe sich von den wässerichten Theilen scheiden und zu Boden setzen, dass man die wässerichten Theile ganz leer und wasserhell davon abgiessen kann.

Zu diesem Niederschlag der färbenden Theile aus der Farbebrühe wird ein eigenes besonderes Mittel erfordert, welches man zu allen Farben brauchen kann, und das durch seine eigene Bestandtheile die Farbe gar nicht oder doch kaum sichtbar verändert.  Bei der Färberei muss man flüssige Farbebrühen haben, folglich müssen die färbenden und wässerichten Theile beisammen bleiben. Zur Malerei hingegen dürfen die Farben weder wässericht, noch zu dünne und flüssig seyn, sondern mehr trocken, besonders die Tusche, weil man sie in trockener Gestalt am besten aufbewahren kann, und weil sie alsdann beim Gebrauch auch nicht ausfliessen dürfen, wenn sie aufgetragen werden.

Dieses niederschlagende Mittel kann und darf kein anderes seyn, als ein Mittelsalz, weil alle Farben entweder durch viele und starke saure oder Laugensalze entwickelt werden, mithin nur durch Mittelsalze eine Coagulazion in der Farbebrühe bewirkt werden kann, wobei die färbenden Theile zusammen gerinnen, aus den wässerichten Theilen sich scheiden, und zu Boden setzen.

Ob nun zwar alle Mittelsalze als niederschlagende Mittel zu gebrauchen sind, insbesondere das Kochsalz, so habe ich doch keines so tüchtig, so nützlich, so wirksam und so kräftig, auch jeder Farbe so angemessen gefunden, ohne dieselbe zu verändern, als den Bleizucker.  Die Farbebrühe mag mit sauren oder Laugensalzen entwickelt seyn, von welcher Art sie wären, so wird solche durch den Bleizucker sogleich zusammen gerinnen, die färbenden Theile schlagen sich nieder zu einer Masse, und die wässerichten Theile bleiben von Farbe ganz leer, hell und klar darüber stehen, dass man sie davon abgiessen kann.