Viewing page 174 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

170          Achter Abschnitt.

Damit aber auch von den färbenden Theilen des Niederschlags bei dem Abgiessen der wässerichten Theile nichts verloren gehe und weggegossen werde so lässt man die letztern durch ein Sieb oder Filtrum von weissem reinen Papier laufen, wobei alle noch darinn befindlichen färbenden Theile auf dem Papier sitzen bleiben, dass man sie hernach besonders davon wegnehmen kann, wenn sie trocken sind, und auf diese Art nicht das mindeste verloren gehet.

Noch müssen wir wegen dem Niederschlage der färbenden Theile einen Umstand berühren, welcher von einem eigenen besondern Nutzen bei Verfertigung dieser Farbentusche und viel zu wichtig ist, als dass er mit Stillschweigen übergangen werden sollte.  Es betrifft das Aussüssen dieses Niederschlags der färbenden Theile durch blosses reines Wasser.

Weil die Entwicklung der Farben zu diesen Tuschen aus keinem andern Grunde geschieht, als die Farbe dadurch selbst lebhafter, fester und dem Verderben weniger unterworfen zu machen, dieses aber anders nicht, als durch die für eine jede Farbe schicklichen Salze geschehen kann, und man zum Niederschlagen der färbenden Theile aus den wässerichten, auch wieder ein Salz braucht, so würden dieselben mit zu viel Salz überladen, und dieses würde nicht nur beim Abtrocknen derselben, sondern auch alsdann noch, wenn die Farben schon gummirt und getrocknet wären, auf der Oberfläche ausschlagen, und man würde keine feste Masse bei den Tuschen bekommen, sie würden vielmehr brockelicht werden, zerfallen, und wie mit Eiss oder Schnee überzogen aussehen.  Durch das 1 oder 2malige Aussüssen aber mit reinem, frischen Wasser werden alle diese Fehler vermieden, die färbenden Theile des Niederschlages werden von allen überflüssigen Salztheilen befreiet, sie trocknen schöner ab, lassen sich besser zu einem feinen Pulver abreiben; dieses nimmt hernach den Gummi besser an, und giebt zuletzt glänzende, feste Täflein, wenn sie abgetrocknet sind.  Doch müssen wir eben sowohl für den entgegengesetzten Fehler warnen, dass man dieses Aussüssen nicht zu weit treibe, und zu oft wiederhole; man würde sonst seines Zwecks ganz verfehlen; denn man muss sich wohl merken, dass ein reines und von allen Salztheilen leeres Wasser jedem lockern Körper, wo es eindringen kann, seine Salztheile zuletzt ganz auszieht, je mehr und je öfter dergleichen Wasser darüber gegossen wird.  Da wären aber alle Mittel der Entwicklung vergebens angewendet worden, man würde statt einer schönen lebhaften und sich fest anlegenden Pflanzenfarbe nichts anders mehr übrig haben, als eine gefärbte Erde, so wie es jede andere mineralische Erdfarbe ist, ohne alle Lebhaftigkeit, Feinheit und Festigkeit; es würde statt einem Tusche nichts anders daraus werden, als eine Pastelfarbe; der alle Tugenden und guten Eigenschaften eines ächten Tusches mangeln würden.  Man kann hiebei den grossen Unterschied zwischen einer entwickelten Farbe und einer blossen gefärbten Erde, und den Vorzug, den die erste vor der letztern hat, kennen lernen.

Wenn nun bis daher alles nach der Vorschrift bei der Cochenilbrühe besorgt worden ist, so liegt jetzt sehr viel daran, dass die Farbemasse mit allem Fleiss und Vorsicht getrock-