Viewing page 176 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

172           Achter Abschnitt.

theile dabei sind, gerne an, und man kann sie nicht sorgfältig genug reinigen, um nichts Fremdes unter die Farbe zu bringen.  Mörser oder Reibschalen von Serpentinstein sind dazu am besten; bei diesen hat man der Farbe halber nichts zu befürchten, man kann sie mit einem blossen trockenen Lappen allemal wieder ganz rein machen.  Nur muss man sich des harten Stossens darinn enthalten, weil sie leicht zerspringen, oder auch kleine Stücke davon abspringen, wodurch sie besonders von innen schiefericht werden, welches beim Abreiben der Farben sehr hinderlich wäre.  Wenn man hingegen behutsam damit umgeht, und seine beim Abtrocknen ohnehin schon meistens in Pulver zerfallene Farbmasse nur reibet, und nie stosst, so kann eine solche Serpentinreibschaale gar wohl ihren Mann ausdauern.

Die Farbmasse muss nicht nur aufs zärteste trocken abgetrieben, sondern auch durch ein feines Haarsieb gesiebet werden, um entweder als ein äusserst feines Pulver, als wie der Carmin, verkauft und gebraucht zu werden, oder nach der Hand beim Gummiren eine desto feinere Masse zu bekommen.  An diesem trockenen Abreiben der Farbmasse ist gar viel gelegen, und die Schönheit der Farbe gewinnt ungemein viel dabei; denn jemehr dieselbe in die allerkleinsten und feinsten Theile durch das Abreiben zerlegt wird, desto mehr und besser werden die elementarischen Theile der Farbe entwickelt und ans Licht gebracht; und lassen sich hernach beim Zeichnen und Malen auch desto besser mit dem Pinsel zertheilen, und bis ins Unsichtbare auseinander ziehen.

Je mehr auch eine Malerfarbe fein abgerieben ist, desto fester legt sie sich auf alles an, wo sie aufgetragen wird, und desto weniger ist eine Zeichnung oder Gemälde dem Fehler unterworfen, dass die Farben sich davon durch mancherlei äussere Zufälle abstossen und verwischt werden.  Unsere Farben sind zwar als entwickelte Pflanzenfarben diesem Fehler eigentlich nicht unterworfen, sondern sie legen sich überall und bei allen Umständen fester an, als die mineralischen Farben, doch wenn sie zu grob und nicht fein genug abgerieben werden, so können sich solche gröbere Theile auch nicht gehörig einätzen, sondern bleiben eben so, wie die mineralischen Farben, mehr nur auf der Oberfläche sitzen, und können alsdenn auch eher verwischt oder abgestossen und weggerieben werden.

Wenn nun die Farbe aufs zärteste als ein trockenes Pulver abgerieben ist, so kann man es am besten in gläsernen oder Porzellaingeschirren zu fernerm Gebrauch, jedoch wohl zugedeckt, aufbewahren, so lange man will, und entweder in dieser Gestalt solche als einen Carmin zum Malen und Zeichnen gebrauchen, oder vollends zu einem Carmintusch ausfertigen; im letztern Falle wird dieses Carminpulver mit einem Gummiwasser in eben der Serpentinreibschaale nochmals aufs feinste abgerieben, zu einer Masse von gehöriger Dicke gebracht, in beliebige Formen eingefüllt und darinn abgetrocknet, so ist der Tusch fertig.

Zu diesem Abreiben im nassen Wege muss man ein Gummiwasser haben, weil die Masse als ein Tusch hart und fest werden soll.  Dazu hat man nun zwar verschiedene Mittel, welche alle gleich gut, und worunter allenfalls die wohlfeilsten auch die besten wären, wenn man dabei nur blos auf das Verdicken der Farbe zu einer festen Masse zu sehen hätte: weil