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Von Farbentuschen rc.          173

weil aber nebenher noch andere Umstände in Betrachtung kommen, so liegt an der Auswahl schicklicher Materien zu diesem Gummiren sehr viel.

Eines der wohlfeilsten Mittel wäre der Flöhsaamenschleim.  Er trocknet zwar langsam, giebt aber eine wohl zusammenhangende feste Masse, aber er hat dabei den Fehler, dass er die Tuschfarben, welche alle durch saure Salze entwickelt werden, vermittelst seiner stark alkalischen Eigenschaft gerne verändert, und ihnen ihre natürliche Farbe nicht lässt, besonders das Hochrothe zu viel karmirt oder vielmehr bräunt, und auch die blaue Farben sehr verunstaltet, mithin kann ich ihn zu keiner andern, als etwa der schwarzen und braunen Farbe zum Gummiren anrathen.

Der Tragant wäre auch ein gutes Mittel zum Verdicken der Farbmasse; denn er hat weniger schädliche Eigenschaften für die Farben als der Flöhsaamen, aber theils ist er zu theuer, theils macht er die Masse zu zäh, dass sie sich nicht gerne und genug beim Zeichnen mit dem Pinsel vertheilen und auseinander ziehen, oder wie es bei den Malern heisst, verwaschen lässt.  Er ist also nicht gar schicklich zum Gummiren der Tusche.

Der Leim ist zu unrein und hat noch andere Fehler, die ihn zum Gummiren der feinen Tusche überhaupt auf keine Weise gebrauchen lassen.  Auch nicht aller Gummi selbst ist dazu tauglich, weil manche Sorte darunter ebenfalls viel unreines Wesen bei sich hat, und zu harzigt ist, welches den Farben keine Schönheit giebt.

Nur der schöne weisse Senegalgummi allein ist unter allen Gummisorten der beste und reinste für solche reine Farben, wie die Tusche sind, und für den Gebrauch den man davon macht.  Allein eben dieser Gummi ist auch der sprödeste und am meisten glasartig, dass er lieber als andere reisst, und man die Täfelein beim Abtrocknen in den Formen nicht ganz behalten und herausbringen kann, welches ein Fehler für den Tusch ist, der auf den Verkauf gemacht wird.  Hingegen ist eben der Senegalgummi zum Zeichnen und Malen darum der beste, weil er am baldesten zerfliesst und sich zertheilt.

Noch haben wir aber auch ein anderes Mittel kennen lernen, welches das beste seyn könnte, wenn es nicht zu theuer wäre.  Es ist der sogenannte Mundleim, den man in Täfelein bei den Apothekern kauft, und der eigentlich einen medizinischen Gebrauch hat, besonders bei bösen Hälsen, und um deswillen den Namen Mundleim hat, weil man ihn in Mund nimmt, allwo er sich gerne auflösst, und mit seinem Schleim, der aus dem Süssholzsaft gemacht wird, sehr erweichend, kühlend und heilsam ist; er siehet röthlichtgelb, wie ein köllnischer Leim, ist aber nicht so hart, aber etwas geschmeidig und biegsam, schickt sich daher vortrefflich zum Gummiren der Tusche, giebt beim Abtrocknen schöne ganze Täfelein, die sich aus den Formen gerne ausheben lassen und keine Risse bekommen oder gar zerbrechen, beim Zeichnen und Malen aber lösen sich dieselben gerne auf, und die Farben lassen sich mit dem Pinsel verwaschen, wie man will.

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