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178            Achter Abschnitt.

Krautblühe- oder Früchtenfarben.  In allen diesen sind die färbenden Theile feiner, reiner, und wässerichter, als in dem Holz, es seye, was es für eines wolle; hingegen sind die Farbenhölzer auch am reichsten an färbenden Theilen, nur muß man grobes und feines, schlechteres und reineres von einander abzusondern, und jedes am rechten Ort zu benutzen wissen, so werden sich die Farbehölzer allemal mit großem Vortheil vor andern Farbmaterien gebrauchen lassen.

Nur diejenige Farbebrühe also, welche durch das Papierfiltrum geloffen ist, kann man für rein genug halten, um durch weitere Entwicklung und Niederschlag einen schönen ächten Carmintusch abzugeben.  Man macht sie also wieder ein wenig warm, nicht heiß, und rührt sodann die vorgeschriebene Porzion Zinnsoluzion hinein; wenn diese sich mit der Farbebrühe wohl vermischt hat, und die färbenden Theile bereits einigermaßen zusammen gerinnen, so vollendet man den Niederschlag vollends durch Zugießen der Bleizuckerauflösung, und dabei kann man es auch so einrichten, daß das erstemal sich nicht alle färbenden Theile scheiden und niederschlagen, mithin kann man sich durch nachherigen weitern Zusatz von der Bleizuckerauflösung auch 3 und 4 Sorten Carmin machen, wovon immer einer heller, schöner und reiner als der andere ist, bis die wässerichten Theile der Brühe ganz leer und ohne Farbe sind.  Man kann alsdann jede Sorte dieser Schattirungen von Carmin allein lassen, oder reibt sie untereinander. 

Bei dem Abtrocknen des Niederschlags dieses Carmins aus dem Fernambuk muß man fast noch sorgfältiger und fleißiger seyn, als bei dem Cochenillekarmin; denn die Holzfarben werden viel lieber und geschwinder an der Sonnen- oder Ofenwärme braun, als das Cochenilleroth, hingegen trocknen sie eher, und sind auch besser zu einem feinen Pulver abzureiben.  Je feiner dieses Pulver abgerieben und gesiebt wird, desto mehr werden die elementarischen Theile der Farbe ins Licht gestellt, und desto feuriger, schöner wird mithin auch die Farbe.

Dieser Fernambukcarmin, wenn er zu einem Tusch gummirt und mit dem Gummi, oder was man sonst dazu nimmt, abgerieben wird, erfordert mehr Gummi, als der Cochenilletusch, weil er vielmehr trockener Art ist, als dieser.  Uebrigens ist das Verfahren bei dem Gummiren, Abreiben mit dem Gummiwasser, Einfüllen in die Formen und Abtrocknen darinn ganz einerlei mit dem ersten, so daß wir nicht nöthig haben, die Vorschrift dazu zu wiederholen, und wenn alles mit gehörigem Fleiß, Sorgfalt und Vorsicht gemacht und vollendet wird, so erhält man gewiß einen Carmintusch, der an Schönheit, Reinigkeit und Feinheit der Farbe keinem andern etwas nachgiebt, in Ansehung der Dauerhaftigkeit aber, so wie des wohlfeilen Preises halber vor dem andern noch einen großen Vorzug hat, welches gewiß keine geringe und unbedeutende, sondern eine wichtige Sache ist, und einen jeden freuen muß, wenn er durch unsere Vorschriften in Stand gesetzt wird, sich alle diese Vortheile zu Nutzen zu machen. 

II.