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Von Farbentuschen.   189

Zum Abtrocknen dieser blauen Masse gehört ebenfalls, wie bei den vorherigen, viel Vorsicht, damit die Farbe ihre ganze Schönheit, die sie an sich selbst hat, auch behalte, denn würde man sie zu schnell abtrocknen, so würde sie sehr matt ausfallen, mehr stahlfärbig oder grünlicht, als schön himmelblau aussehen. Wird hingegen bis zu Ende der Arbeit nirgend nichts dabei versäumt, so kann keine schönere blaue Farbe gefunden werden, als diese, noch angenehmer, als das Ultramarinblau.

Will man sie als ein Pulver gebrauchen, oder verkaufen, als wie der Ultramarin ist, so darf man sie nur äußerst fein in dem Serpentinmörser abreiben und durch ein Haarsieb sieben; je feiner sie abgerieben wird, desto schöner fällt die Farbe ins Auge, und kein Berlinerblau ist damit zu vergleichen. Soll hingegen ein Tusch daraus gemacht werden, so reibt man dieses Pulver nun auch wieder mit dem Gummiwasser recht fein und mit allem Fleiß ab, und trocknet die in Formen eingefüllte Masse mit gehöriger Vorsicht, so wird man einen Tusch erhalten, dessen gleichen auch noch nicht gemacht und gesehen worden ist.

Dadurch, daß man den Niederschlag dieser Farbe nicht ganz auf einmal betreibt, sondern drei bis viermal frische Bleizuckerauflösung dazu thut, kann man sich auch so viel besondere Schattirungen machen, wenn man will, wovon immer eine heller, schöner und lieblicher ist, als die andere; läßt man alles beisammen, so wird es ein sattes englisch Blau, welches man beim Malen und Zeichnen selbst mit mehr Wasser verdünnen und helle Schattirungen daraus machen kann.

Es ist ganz sonderbar, daß keine von den zwei einzelnen Farben, welche zu diesem englisch Blauen in die Mischung kommen, weder die Indigtinktur, noch das Berlinerblau diejenige Schönheit, Lebhaftigkeit und Lieblichkeit hat, welche man nach der Hand an ihrer Vermischung siehet, auch ist keine für sich allein so dauerhaft, als wenn sie zusammen kommen. Nur in ihrer Vermischung wird ein solches brillantes Blau daraus, daß man keines so finden kann, und in Ansehung seiner Dauerhaftigkeit ist ohnehin kein anderes Blau als Malerfarbe damit zu vergleichen, denn weder das Ultramarin, noch das Berlinerblau ätzen sich so ein, wie dieses, sondern beide sitzen nur auf der Oberfläche als mineralische Farben, und werden ohne Ueberzug von Glas oder Firnis gar leicht verwischt, welches ein großer Fehler aller mineralischen Farben ist, sie mögen so theuer seyn, als sie wollen. Man kann zwar diesem Fehler auch einigermaßen abhelfen, wenn man die mineralischen Farben, so wie man sie zu kaufen bekommt, auch vorher mit schicklichen Mitteln besser entwickelt, wodurch die feinsten elementarischen Theile einer Farbe mehr aufgeschlossen werden, daß sie nicht mehr so erdartig bleiben, sondern einem Pflanzensaft ähnlicher werden, folglich auch überall besser durchdringen und sich einätzen; allein da