Viewing page 197 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

Von Farbentuschen.    193

Die 3te Sattung aus Roth und Blau ist das ächte, wahre Violett, welches in dieser Eigenschaft und unter diesem Namen niemal anders als aus gleichen Theilen Roth und Blau zusammengesetzt seyn sollte, oder es kann nicht Violett heißen; denn sobald in die Mischung 3 Theile Blau und nur 1 Theil Roth kömmt, so heißt's ein hoch gefeuertes Dunkelblau, wo aber gar nur der achte Theil Roth unter das Blaue kömmt, das giebt ein eigentliches wahres Dunkelblau, welches ohne einen solchen kleinen Zusatz von Roth nicht entstehen kann; denn alles, was dunkler blau ist, als ein sattes Himmelblau, ist kein ächtes reines Blau mehr; übrigens werden dergleichen Farben, welche mehr als die Hälfte Blau in ihrer Mischung haben, doch eben um deswillen unter die blauen Farben gezählt, gleichwie alles, was dunkler als ein Hochfeuerroth, oder als die Gluth auf jedem brennenden Körper ist, nicht mehr ein neues, ächtes Roth ist, ob es schon darunter gerechnet wird.

Die Mischung dieser Farben geschiehet am besten, wenn man von dem ausgesüßten und getrockneten Niederschlag jeder derselben die nöthige Porzion nimmt und untereinander zu einem Pulver reibt, wodurch meistens schon eine sehr gute Vermischung geschiehet, das Abreiben mit dem Gummiwasser aber bringt die innigste Vereinigung zu einer egalen Farbe vollends zu Stande.  Doch versteht sich dieses nur von Tuschen, die auf den Kauf gemacht werden. Der Maler hingegen kann sich seine Mischungen mit den schon fertigen einfachen rothen und blauen Tuschen erst währendem Malen machen, und sie nach seinem Gefallen, oder wie er es braucht, einrichten.

Alle diese aus Roth und Blau bestehenden gemischten Farben sind nicht nur recht schön, lebhaft und angenehm, sondern auch recht dauerhaft, sowohl bei der Malerei als bei der Färberei, weil darinn die zwei einzigen, elementarischen, einfachen Haupt- und Grundfarben zusammen kommen, deren jede für sich schon die mehreste Festigkeit und Unveränderlichkeit hat, nur kostet es immer viel Mühe, sie recht genau und innigst zu einer egalen Farbe miteinander zu vereinigen, weil sie so entgegengesetzter Art und Eigenschaft sind.

Auf eine andere Art fallen diese Purpurfarben und violetten Schattirungen aus, wenn man anstatt dem blauen Tusch, den schwarzen mit dem rothen Nro. 1. vermischt, sie verlieren etwas von ihrer angenehmen Lebhaftigkeit, und scheinen ein wenig ins Braune; sind aber immer schöne Farben, von denen man bei der Malerei guten Gebrauch machen kann.

B 6