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Von Farbentuschen.    207

unrein geworden sind, mit nassen Schwämmen reinigen und ohne Schaden abwaschen kann, so gehören sie als Malerfarben schon unter die dauerhaftesten und festesten.

Hingegen zum Gebrauch und Anwendung derselben auf Kottun und Leinwand ist nicht eine davon so dauerhaft und feste, daß sie in die Seife oder Lauge gewaschen werden könnte, wie es bei diesen Waaren nöthig ist und von ihren Farben gefordert wird.  Sie mögen eingedruckt oder eingemalt seyn, so sind und gehören die Farbentusche bei solchem Gebrauche unter die falschen Farben.  Um deswillen sind sie aber nicht ganz unnütz und unbrauchbar, denn wenn alle Farben, die man auf den Kottunen und Leinwanden gedruckt oder gemalt findet, absolute fest seyn müßten, wie wenige würden die Probe aushalten, und wie eingeschränkt würde die Anzahl der festen Farben seyn.

Unsere Farbetusche sind also in der Anwendung zur Druckerei und Malerei auf Kottune und Leinwande keine festen, sondern im eigentlichen Verstande falsche Farben, weil die Zubereitung derselben nicht auf ihre Haltbarkeit, vielmehr auf ihre Schönheit, Lebhaftigkeit und Annehmlichkeit eingerichtet ist, welche sie sogleich zeigen, so bald sie irgendwo aufgestrichen oder aufgedruckt sind, die festen Kottunfarben hingegen nicht, sondern diese müssen zuvor ausgewaschen, ausgekocht und ausgeklopft werden, ehe man sehen kann, wie schön sie seyen, und ehe sie in ihrem rechten Glanz erscheinen, wobei sie aber zugleich auch zum Theil ihre Festigkeit erproben lassen.

Es ist bekannt, daß auf Kottun und Leinwande sehr viele falsche Farben gedruckt und gemalt werden, kein Mensch aber nach ihrer Haltbarkeit fragt, sondern blos auf ihre Lebhaftigkeit, Schönheit und Reinigkeit sieht.  Wir haben vor kurzer Zeit ein ungemein schönes Muster von einem ganz feinen Kottun aus einer der ersten Augsburger Fabriken in Handen gehabt, welches, Roth, Violet, Grün, Gelb, Blau, Lilla theils eingedruckt, theils eingemalt hatte; von allen diesen Farben aber, welche sehr schön waren, blieben bei der Untersuchung im Seifenwasser keine übrig, als Roth und Violet, alle übrigen, nämlich Blau, Grün, Gelb und Lilla giengen ganz verloren.  Ein Beweis, wie wenig es bei solchen eingemalten Farben darauf ankommt, ob sie fest seyen, wenn sie nur recht schön auf der neuen Waare stehen.

Weil nun dergleichen falsche Farben auf Kottune und Leinwande häufig gemacht, verkauft und gekauft werden, so ist es nicht nur erlaubt, sondern auch nöthig, Vorschriften dazu zu geben, um sie theils schön genug, theils wohlfeil machen zu lernen.  Und falsche Farben sowohl schön als wohlfeil machen zu können, ist für den Fabrikanten ein zweifacher Vortheil, für den er nicht gleichgültig seyn kann, sondern der seiner Aufmerksamkeit werth ist. 

Es