Viewing page 230 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

226      Achter Abschnitt. 

färbt, und in die Farbbrühen eingetaucht, so kann auch dieses bei unsern Farben geschehen, wie wir solches zeigen werden.

Von Saffianfarben haben wir noch keine anderen gesehen, als die Hochrothen, Blauen, Grünen, Gelben und Violetten, wovon immer nur die rothen und gelben die schönsten und auch die haltbarsten sind. Den blauen Saffian ins besondere haben wir noch nie recht schön blau gesehen, sondern er fällt immer zu viel ins grünlichte, und stellt mehr ein Seladongrün vor, als ein Blau. Wir wollen nun unsere Farben alle nacheinander durchgehen, und zeigen, wie man sie mit großem Vortheil zur Saffianfärberei gebrauchen könne, daß kein türkischer Saffian einen Vorzug dagegen haben kann.

I.

Roth aus der Cochenille.

Wir haben, wie schon gesagt, noch keinen andern als den hochrothen Saffian gesehen, glauben auch nicht, daß ein anderer Beifall finden würde, und je höher oder feuriger von Farben ein rother Saffian ist, desto mehr Werth und Vorzug hat er.

Dieser hochrothe Saffian wird sowohl in der Türkei, als andern Orten nur allein durch die Cochenille gemacht, denn bekanntlich hat nur diese allein, als eine Farbe aus dem Thierreiche, die beste Eigenschaft, thierische Produkte hochroth zu färben. Freilich erhält alles, was damit gefärbt wird, nur erst durch langes Kochen, und bei der stärksten kochenden Hitze seine höchste Schönheit und feurige Farbe, dieses kann aber bei der Lederfärberei überhaupt nicht Statt finden. Um also diesen Mangel der kochenden Hitze zu ersetzen, wird die Farbbrühe aus der Cochenille theils um so viel mehr verstärkt und koncentrirt, theils desto weniger mit so viel Wasser wie beim Färben der Tücher, Zeuge rc. verdünnet, und weil die Farbe nur aufgestrichen wird, so kann man dieses so oft wiederholen, bis die Farbe satt und feurig genug ist. 

Allemal muß die Farbe aus der Cochenille zuvor durchs Kochen ausgezogen werden, worzu man wohl auch eine hinlängliche Menge Wasser gebrauchen darf und muß. Man kann zu diesem Absud auf zwei Loth Cochenille, klein gestossen und gesiebt, acht Loth fein gepülferten weißen Weinstein nehmen, und den Weinstein zuerst mit ungefähr vier Maaß oder zwölf Pfund Wasser über das Feuer thun; wenn derselbe in dem Wasser zerflossen und aufgelößt ist, wird die Cochenille hineingerührt, nach zweistündigem Kochen wird die Brühe bis etwa auf die Hälfte eingekocht seyn, alsdann läßt man sie durch ein leinen Tuch laufen, damit alle häutigen Theile der Cochenille, sammt den rohen erdich-