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238           Achter Abschnitt. 

selbst schon fester in ihrem Gefűge als das Holz, und die Farben wűrden sehr schwer darauf eindringen, wenn nicht wiederum ihre eigene besitzende flűchtige Salztheile solches erleichterten, so dass die Farben darauf noch haltbarer werden, als auf dem Holz.

Was also die zweite Manier anbelangt, dass man auf Horn und Bein Farben auf eine gewisse Tiefe einätzen, und nicht blos auf die Oberfläche hinmalen will, so kömmt es wiederum hauptsächlich nur darauf an, dass der Künstler sein Horn und Bein zuvor wohl reinige, seine Figuren darauf zuvor zeichne, und die Zeichnungen zwei bis dreimal mit Zinnsoluzion überstreiche, allemal dazwischen wieder trocken werden lasse, und endlich die Farben gehörig auftrage.  Darzu schicken sich nun die fertigen Tusche nicht mehr, weil sie nicht tief genug eindringen, indem sie ja vorher ihrer Salztheile durchs Aussüssen und Abtrocknen zu viel beraubt werden, sondern man nimmt darzu die niedergeschlagenen Farben, und giebt ihnen nur so viel Gummi als nöthig ist, dass sie nicht ausfliessen, wiewohl dieses nicht so leicht der Fall ist bei Horn und Bein, wie bei dem Holz ist.  Je heller man seine Farbenschattirungen haben will, desto mehr muss man die Farbe mit Wasser verdünnen, alle aber, wenn der Gummi darinn zuvor aufgelöset ist, auf dem Reibstein oder in der Reibschaale wohl und fein abreiben, damit sie sich mit dem Pinsel recht gut auftragen und verziehen lassen.  Wenn man keinen recht feinen Gummi hat, so ist es besser, dass man davon zuvor ein starkes Gummiwasser mache, und solches durchseihe, damit keine Unreinigkeiten davon in die Farben kommen, hernach die niedergeschlagenen Farben, so viel als nöthig ist, damit gummire.  Auf diese Art erhält man auf Holz und Bein eingeätzte Farben, welche sehr fest sitzen und gar dauerhaft sind, auch ohne Schaden gereinigt werden können.

Auch die dritte Manier, wo Horn und Bein in dünnen Stücken durch und durch gefärbet werden, ist üblich und brauchbar; denn es werden besonders von Helfenbein sehr viel schöne, künstliche feine Sachen gemacht in Blumwerk, Figuren und ganzen Landschaften, wobei nicht nur das natürlich weisse Helfenbein dazu genommen wird, so dass man etwa die Farben erst hintennach darauf bringt, wie und wo man sie haben will, sondern auch ein schon durch und durch gefärbtes, wovon die daraus verfertigenden feinen Sachen nur desto schöner und in Ansehung der Farbe dauerhafter werden.  Man muss aber zu diesem Ende die darzu dünne geschnittenen Stücke Horn oder Bein zuvor im Alaun eine halbe Stunde kochen, und sodann noch etliche Stunden in der Beize liegen lassen; hernach werden sie in den Farbbrühen, so wie sie bei den Tuschen vorgeschrieben sind, nach gehöriger Entwickelung eine halbe Stunde gekocht, und noch so lange in der Brühe gelassen, bis diese nach und nach erkaltet, alsdann im Wasser abgewaschen, und im Schatten an der Luft abgetrocknet.  Alle Farben werden auf dem Horn und Bein schöner und lebhafter, als auf dem Holz, wegen dem eigenen besitzenden vielen flüchtigen Laugensalz.  Je

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