Viewing page 244 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

240        Achter Abschnitt.

Man braucht zum Färben der Federn, wie leicht zu erachten ist, weder die gummirten Tusche, noch die Niederschläge, sondern die Farbebrühen selbst in ihrer Verdünnung, in welche sie eingetaucht werden.  Man kochet zu dem Farbstoffe gehörig mit hinlänglichem Wasser, so daß die Farbebrühe ihre nöthige Stärke bekommt, um die Federn kalt darinn färben zu können, weil sie nicht gekocht werden dürfen.  Wenn die Farbebrühe genug eingekocht ist nach der Vorschrift bei den Tuschen, so läßt man sie durch ein leinen Tuch laufen, damit alle rohen Theile des Farbstoffs davon zurückbleiben.  So lange die Farbebrühe noch warm ist, wird sie durch die vorgeschriebenen Salze, welche man klein zerstossen hineinrührt, gehörig entwickelt, und wenn die Salze darinn aufgelößt sind, die Brühe aber kalt worden ist, wird sie nochmals filtrirt, damit man eine rechte klare und reine Farbebrühe erhalte, woran zur Schönheit der Farben immer gar viel gelegen ist.

Die Federn haben keine vorherige Vorbereitung nöthig, ehe sie gefärbt werden.  Allenfalls werden sie nur vorhero im kalten Wasser gewaschen und gereinigt und wieder getrocknet.  Man bindet sie zu dem Ende in Büscheln an den Stielen zusammen, und so werden sie hernach in die kalten Farbbrühen eingetaucht, so tief als sie gefärbt seyn sollen.  Dieses Eintauchen in die kalten Farbbrühen wiederholt man so oft, bis sie stark genug gefärbt sind, wie man sie verlangt.  Hat man eine starke Farbbrühe, so ist es bald geschehen, und man kann viele Schattirungen davon herausfärben, von der dunkelsten bis zur hellesten.

Will man an einer Feder verschiedene helle und dunkele Schattirungen von einer Farbe haben, so taucht man sie im umgekehrten Verhältniß zuerst und zwar am tiefesten in schwache Farbbrühen ein, hernach immer in stärkere, und weniger tief, bis sie zuletzt in den Spitzen am dunkelsten von Farbe werden.

Sollen mehrerlei verschiedene Farben auf eine Feder kommen, so taucht man sie ebenfalls zuerst am tiefesten in eine derselben, die man zur Grundfarbe haben will, und alsdann immer in eine Farbe um die andere, jedesmal weniger tief; aber auch jedesmal müssen sie wieder getrocknet werden, sonst fließen sie in einander aus, und man würde zuletzt fast einerlei Farbe haben; so kann man, zum Beispiel, rothe, blaue, grüne und violette Farben auf eine Feder bringen, wenn man zuerst in ein schwaches Roth, nach diesem in ein Hellblau, und zuletzt in Gelb eintaucht.  Oder man kann Gelb, Roth, Violett und Blau auf eine Feder bringen, wenn man sie zuerst in Gelb, hernach in Roth, alsdann in Blau taucht; das Rothe wird durch den ersten gelben Grund erhöhet, durch das erste Blau wird das Roth violett, und wenn es trocken ist, so taucht man die Feder noch einmal in ein sattes Blau, so wird sie von diesem letzten Blau auch schön Dunkelblau bleiben, daß zu unterst an der Feder das Gelbe, über diesem das Rothe, wieder hinauf das Violette, und in den Spitzen das Blaue erscheint.