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242         Achter Abschnitt.

1) das Stroh nur auf der Oberfläche mit schönen Farben angestrichen und bemalet wird.
2) Wo man das Stroh zuvor durch und durch färbet, und hernach alle beliebigen Figuren davon macht.

In dem ersten Falle kömmt es eigentlich gar nicht auf die Dauerhaftigkeit der Farben an, sondern blos allein auf die Schönheit derselben. Unsere Farbentusche thun also dabei um so viel nützlichere Dienste, als sie sich doch mehr als andere Farben auf dem Stroh einätzen, und auf der Oberfläche allein sitzen bleiben.

Man kann dazu die mit Wasser aufgelößten und verdünnten Tuschfarben selbst gebrauchen, um damit auf die von Stroh verfertigten Sachen zu malen, oder sie damit anzustreichen. Um den Farben noch mehr Dauerhaftigkeit zu verschaffen, kann man die niedergeschlagenen Farben dazu anwenden, noch ehe sie zu Tuschen gemacht werden, weil sie sich auf solche Art noch stärker in das Stroh einätzen, und darinn festsetzen, zu welchem Ende man die niedergeschlagenen Farben nur so wie sie sind recht fein abreibt, oder noch mit einem dünnen Gummiwasser etwas flüßiger macht. Das Ausfließen der Farben hat man auf dem Stroh nicht so leicht zu befürchten, weil es eine eigene Glasur auf seiner Oberfläche hat, und in seinem Gefüge ein noch festerer Körper ist, als das Holz, so, daß auch das Wasser selbst darauf stehen bleibt, und nicht so geschwinde eindringt. 

In dem andern Falle, wo das Stroh durch und durch gefärbt wird, um Hüte, Körbe und mancherlei andere artige Sachen davon zu flechten und zu machen, werden die flüssigen aber zuvor gehörig entwickelten Farben gebraucht. Man muß aber sehr behutsam damit umgehen, daß das Stroh ganz bleibt, seine Länge behält, und nicht verdorben wird. Die Einrichtung darzu erfordert Geschirre von der Länge des Strohes, daß man es nach seiner ganzen Länge hineinlegen kann, oder von der Höhe des Strohes, daß man es aufrecht hinein stellen kann. Zwar kann man das Stroh in jedem etwas weitem hölzernen Geschirre, auch in der Rundung hineinlegen, aber man läuft dabei schon Gefahr, daß es zu viel verbogen, zernickt und unbrauchbar werden kann. Weil das Stroh ein etwas festerer Körper, als das Holz ist, der auf seiner Oberfläche gleichsam eine Glasur hat, welche das schnelle und leichte Eindringen der Farben sehr erschweret, so ist nöthig, daß man es zuvor einigermassen erweiche, und über Nacht entweder nur in bloßes kaltes Wasser lege, oder auch in eine Alaunbrühe. Aus dieser nimmt man es behutsam heraus, und legt es in die bei den Tuschen vorgeschriebenen entwickelten und durch Filtriren gereinigten Farbbrühen, welche man aber auch zuvor kalt werden, und das Stroh so lange liegen läßt, bis es Farbe genug angenommen hat; aus der Farbbrü-