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Von der Miniaturmalerei.     261

spielen. Man schreite hierauf zu den Schatten. Man wird finden, daß sie keine bestimmte Farbe haben, durch ihren Kontrast aber sehr dienlich sind, den lichten Theil zu heben. Sie sind das, was der Baß in der Musik ist; er dient den obern Stimmen zur Grundlage, und macht sie sanfter und angenehmer.

II.

Von der Miniaturmalerei auf Elfenbein, und Pergament.

Man wähle zu diesem Ende das schönste Elfenbein, das ist, ein solches, welches ins Grüne fällt, und die wenigsten Adern zeigt. Man reibt das Täfelgen mit kalzinirtem Bimsstein ab, der zu dem Endzwecke gestossen, und durch ein feines Sieb getrieben wird. Diese Zubereitung benimmt dem Elfenbein seine Fette, und setzet den Maler in den Stand, seine Tinten wäßrich, wie Tusche auf Papier aufzutragen. Das Elfenbein darf nie auf anderes als weißes Papier aufgeleimt werden, und zwar blos an dem Rande; denn wenn man es ganz mit Leim bestreichen wollte, so würde man ihm viel von seiner Frische benehmen.

Ist das Elfenbein zu gelb, so legt man es, vor der Bereibung mit Bimsstein, auf einem Glase an die Sonne, und kehrt es sorgfältig um, damit die Wärme es nicht auf der einen Seite zu sehr aufreibe und zersprenge.

Man legt bisweilen nicht ohne Nutzen ein Silberblättchen hinter das Elfenbein. Dieses Silber wirft die Luftstrahlen, seiner Natur nach, mit einer Stärke zurück, die den Schatten ungefähr die Farben eines Spiegelglases giebt. In der Malerei, so wie in der Natur, thuen das Licht und die weiße Farbe einerlei Wirkung. Je lichter der Boden eines Miniaturgemäldes ist, je mehr Hellung wird sich über die Arbeit verbreiten. Blos die weiße Farbe hebet lebhaft die lichten Tinten; dunkle Farben verschlucken sie. Die Oelmaler bedienen sich gegenwärtig einer weiß grundirten Leinwand, welches beweißt, daß auch ihnen die gute Wirkung eines hellen Grundes nicht unbekannt geblieben ist.

Man malet auch öfter auf Pergament; es wird daher nicht undienlich seyn, die Art seiner Zubereitung zu lehren.

Zu Miniaturgemälden bedienet man sich nicht gerne des Schafpergaments; das Kalbpergament ist ihm in mancherlei Rücksichten vorzuziehen. Beim Einkauf hat man dahin zu sehen, daß es auf einer Seite zugerichtet sey, denn es giebt auch einiges, das auf