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Von der Miniaturmalerei.       267

verlieret. Das Feinste nun von diesen Farben läßt sich absondern, wenn man sie, nachdem sie gerieben sind, in einem großen Becher mit vielem Wasser vermischt, wohl umrührt, dann ein wenig ruhen läßt, und endlich das Obere behutsam in ein anderes Gefäß abgießt.

Dieses Abgegossene ist die feinste Farbe, und wenn man in der Folge sich ihrer bedienen will, wieder in Gummiwasser auflöset. In Absicht des Blei- oder Kremnitzerweißes, welches viele grobe sandigte Theile bei sich führt, ist das Schwemmen besonders nützlich; denn alle diese erdigen Theile bleiben auf dem Boden.

VII.

Gebrauch der Ochsen- oder Aalgalle in der Miniaturmalerei.

Wenn man etwas Ochsen- Karpfen- oder Aalgalle, besonders Aalgalle, unter alle grüne, schwarze, graue und gelbe Farben mischet, so erhalten sie einen Glanz, den sie ohne dieß nicht haben. Man nimmt die Galle aus dem Aal, wenn es abgestreift ist, und hängt sie in Brandwein auf, und mengt etwas weniges davon in seine Farbe, die aber schon flüßig seyn muß. Durch dieses Mittel erhält man noch andere Vortheile; denn das Pergament nimmt die Farbe leichter an, welches sonst schwer hält, wenn es fett ist, und läßt sie nicht abschiefern.

VIII.

Läuterung der Farben durchs Feuer.

Viele Farben reinigen sich im Feuer, nämlich der gelbe Ocker, das Braunroth, das Ultramarin und die Umbra; alle andere werden schwarz. Glüht man die eben erwähnten Farben in starkem Kohlfeuer aus, so verändern sie sich; das Braunroth wird gelb; der gelbe Ocker roth. Eben so erhält die Umbra und das Bleiweiß eine Citronenfarbe, der wir den Namen Bleigelb gegeben haben. Der gebrannte gelbe Ocker wird viel reicher, als vorher, und milder, als rohes Rothbraun. Gebranntes Rothbraun ist milder, als rohes Hellocker, beide aber sind sehr brauchbar. Brennt man das schönste und ächteste Ultramarin auf einer glühenden Schaufel aus, so bekömmt es einen größern Glanz, wird aber spröder und härter, und folglich in der Miniatur schwerer zu verarbeiten.

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