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268         Neunter Abschnitt.

IX.

Von der Gummirung der Farben, und Zubereitung der Muscheln.

Man gummirt die Farben entweder in kleinen elfenbeinenen porzelanenen Schalen, die zu diesem Gebrauch verfertiget werden, oder in Seemuscheln.  In dieser Absicht löset man in einem mäßigen Glas Wasser ein Stück arabischen Gummi, von der Größe eines Daumens, und halb so viel Kandiszucker auf.  Letzterer hat seinen guten Nutzen; denn er macht, daß die aufgetragenen Farben sich nicht schiefern, welches ausserdem sehr leicht geschieht, zumal wenn das Pergament fett ist.

Dieses Gummiwasser verwahret man in einem reinen wohlverstopften Fläschgen, aus welchem man mit einem neuen Pinsel jedesmal so viel langt, als nöthig ist.  Nur mit keinem farbigen Pinsel darf man es berühren.

Von diesem Wasser läßt man einige Tropfen in eine Schale oder Muschel fallen, löset die Farbe mit dem Finger darinn auf, und rührt fort, bis sich alles wohl vereinigt hat, und die Farbe ganz rein ist.  Sollte letztere zu hart seyn, so läßt man sie eine Zeit lang in der Muschel mit dem Gummiwasser weichen, ehe man sie zerreibt.  Nach dieser Mischung wird die Farbe mit hellem Wasser verarbeitet.  Wohl zu merken ist, daß zum Liliengrün, Blasengrün, Gummigutt, und überhaupt zu allen Saftfarben nie Gummi kommen darf; man löset sie sämmtlich in einem Wasser auf, und reibt sie nicht einmal auf dem Steine.  Das Ultramarin hingegen, der Wiener Lack, der Kienruß und Erdfarben müssen stärker gummirt werden, als die übrigen.  Die Seemuscheln müssen, ehe man sich ihrer bedient, 2 oder 3 Tage lang im warmen Wasser weichen, damit sich eine Art Salz, die sie enthalten, auflöse.  Bleibt es darinn, so verdirbt es die Farben.

X.

Eigenschaften der weißen und schwarzen, und überhaupt der leichten und schweren Farben.

Es ist nöthig, die Eigenschaften der Farben kennen zu lernen, damit man nicht solche zusammenstelle, die sich zuwider sind.  Ultramarin z. B. und Zinnober haben eine natürliche Antipathie.  Brächte man sie nahe zusammen, so würde dieses sehr hart lassen, und eine unangenehme Wirkung thun.  Eben so wichtig ist es, daß man wisse, welche Farben vom Auge zurückweichen, oder sich ihm nähern.