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Von der Miniaturmalerei.        271

Zweite Palette.

Erste Reihe.

Zinnober, Rauschgelb, röthliches Rauschgelb.

Zweite Reihe.

Italiänische Erde, berliner Blau, Beinschwarz.

Dritte Palette.

Leichtes Weiß, Bleiweiß, oder kremnitzer Weiß, Tusche, Blasengrün, köllnische Erde.

Die vierte Palette ist blos zum Probiren der Tinten, der Halbtinten und Schatten, die aus den Urfarben gemischt werden.  Damit man lerne, was letztere, mit einander vermengt, für Wirkung thun, so mache man mit einer jeden, in größerer und kleinerer Menge Versuche, und bemerke sich dieselben.  Blos das Rauschgelb und die köllnische Erde sind zu Karnazionen untauglich, weil sie gähren, und sich leicht verändern.  Sie sind zu kompakt, um mit andern Farben sich zu vereinigen; nur mit dem Weiß allein mischen sie sich gut.  Man bedient sich ihrer auf diese Art zu guaschirten Gründen, Kleidungen, und dergleichen, wo sie von vorzüglich gutem Nutzen sind, weil sie stark decken, und sich leicht vermalen.

Die Miniaturmalerei kann sich wohl auch nur mit einer einzigen Platte behelfen, weil man zu seiner Arbeit nur sehr wenig von jeder Farbe bedarf.  Am besten ist die Palette von Elfenbein; im Nothfall ist auch Milchglas gut.  Die Farben werden in der oben angegebenen Ordnung aufgetragen.  In die Mitte der Tafel, kömmt eine große Lage kremnitzer Weiß, weil es häufiger gebraucht wird, als andere Farben.  Die nöthige Mischungen zur Guasche werden aus Mangel an Raum, besser in besondern Schalen oder Muscheln gemacht. 

XIII.

Von den Pinseln.

Auf gute Pinsel kömmt in der Miniaturarbeit sehr viel an.  Die Müncher haben im Ganzen vor allen andern merkliche Vorzüge, doch muß man aber auch unter diesen noch eine gute Wahl zu treffen suchen.  In dieser Absicht benetzet man sie mit der Zunge, und dreht sie auf dem Nagel des Fingers um.  Halten alle Haare fest zusammen,