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Von der Miniatur-Malerei.         5

VI.

Kolorit der Weiber.

Hat man seine Figur mit Karmin gezeichnet, und sein Stück angeordnet, so überlegt man alle fleischigen Theile, die Lippen ausgenommen, mit einer aus Indig und Ultramarin gemischten Farbe.  Wohl zu merken ist, das letztere so dünn und bleich seyn muß, daß man sie kaum auf dem Pergamente gewahr wird.  Berlinerblau vertritt im Nothfalle jedesmal die Stelle des Ultramarins.

VII.

Kolorit der Männer.

Bei männlichen Gesichtern bedient man sich statt der blauen Farbe, ein wenig Zinnobers, den man, wenn sie alt sind, mit etwas Ocker vermischt.

VIII.

Erste Anlage mit Roth.

Man legt hierauf alle Schatten gelinde mit einer Mischung aus Zinnober und Karmin an, welche man verdünnet, wo die Schatten schwach sind, und etwas verstärkt, wo die dunkler scheinen.  An gewissen Orten, wo eine scharfe Trennung der Theile nöthig ist, z. E. in den Augenwinkeln, unter der Nase, an den Ohren, unter dem Kinn, zwischen den Fingern, an allen Gelenken, an dem Rande der Nägel, u. s. f., muß die Farbe am stärksten seyn.  Man darf den Schatten an den erst genannten Orten unbesorgt gleich in der ersten Anlage ihre ganze Stärke geben, weil die grünliche Farbe, mit welcher man sie in der Folge überarbeitet, das Rothe merklich schwächt.

IX.

Von den Tinten.

Nach der Anlage mit Roth, macht man sich sehr bleiche blaue Tinten mit Ultramarin für die zurückweichenden Theile.  Man belegt damit die Schläfe, und die beiden Seiten ober- und unterhalb des Mundes.  Man bringt auch davon etwas auf die Mitte der Stirne, imgleichen unter die Augen, und an die Winkel derselben, und eben so zwischen die Nase und die Augen, an die Backen, an den Hals, und an andere Orte, wo das Fleisch einen gewissen blauen Schein hat.

Man macht auch gelbliche Tinten mit Hellocker und etwas Zinnober unter die Augenbraunen; an beiden Seiten der Nase, gegen unten zu, etwas unter dem Backen und an andere Theile, die sich nähern. 
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