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8         Erster Abschnitt.

man ihn mit Bister; es ist letzteres aber blos bei den Mundwinkeln und zur scharfen Trennung der Lippen nöthig, besonders wenn der Mund etwas geöffnet wird.

XIV.

Von den Augenbraunen und dem Barthaare.

Die Augenbraunen und Barthaare, werden, wie die Schatten der Fleischfarbe, angelegt, und, je nachdem sie eine Farbe haben, mit Bister, Ocker oder Rauchschwarz ausgearbeitet. Man folgt mit dem Pinsel immer dem Zug der Haare, und erhöht die Lichter mit Ocker, Bister, ein wenig Zinnober und vielem Weiß.

XV.

Von den Haaren.

Die Haare werden wäßrig und in breiten Strichen angelegt. Sollen sie nicht gebudert seyn, so darf sehr wenig in Gouache gearbeitet werden, nämlich mit dicker Farbe, die andere deckt. Sie müssen über dem Grunde gleichsam schweben; ihre Extremitäten müssen sanft seyn, und vom Zephir bewegt scheinen. Man male sie nie zu gekämmt, sondern in ganzen Parthien. Man darf die Gegenstände nie vorstellen, wie sie wirklich sind, sondern wie sie in einer gewissen Entfernung scheinen. Diese Bemerkung gilt von allen Nebenwerken der Arbeit. Der Hauptsache, dem Kopfe, muß alles Uebrige weichen; die Farben der Gewänder müssen im Ganzen gebrochen seyn. Nichts darf den Hauptgegenstand verdrängen.

Die Haare werden mit Bister, Ocker, Weiß und etwas Zinnober gemalt. Sind sie sehr braun, so nimmt man Rauchschwarz statt Ocker. Die Schatten legt man mit der nämlichen Mischung, nur mit weniger Weiß an. Gut gearbeitet werden sie entweder mit unvermischtem Bister, oder mit einer Mischung von Bister und Ocker, oder Schwarz.

Die Haare punktirt man nicht, sondern man arbeitet in zarten Strichen, mit welchen man immer dem Schwung der Parthien folgt, die entweder wellenförmig, oder lockig sind. Die hellsten Stellen werden mit Ocker, Weiß und etwas Zinnober erhöht. Man verliert hierauf die Lichter in Schatten, und arbeitet in dieser Absicht bald mit der dunkeln, bald mit der bleichen Farbe.

Die Haare, welche um die Stirne herumliegen, und durch welche das Fleisch schimmert, werden mit Fleischfarben und auf gleiche Art, wie die Karnazion angelegt. Man schattirt und arbeitet dann so leicht, auf diese Anlage, als sollte der Pinsel das Pergament nicht berühren. Man verstärkt diese zarten Haare mit Bister, und erhöhet die Lichter wie bei den übrigen.