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Von der Miniatur-Malerei.     9

Graue Haare legt man mit Weiß, Schwarz und Bister an, und arbeitet sie mit der nämlichen Mischung, nur dunkel aus.  Die Lichter werden sowohl an den Haupt- als Barthaaren und Augenbraunen, mit Weiß und etwas wenigem Blau erhöht.  An der Stirne legt man sie, wie die übrigen mit der Fleischfarbe an, und arbeitet sie mit Bister aus.

XVI. 

Von den Händen und den übrigen Karnazionen.

Die Hände und alle übrigen Karnazionen werden wie das Gesicht angelegt und ausgearbeitet; nur ist zu bemerken, daß die Spitze der Finger etwas röther gehalten werden muß, als das Uebrige.  Ist alles dieses geschehen, so bemerkt man die Stellen, wo die Theile sich trennen durch einen saftigen Druck mit einer Mischung von Karmin und Ocker, und zwar sowohl in den Schatten, als in den Lichtern; nur muß dieser Druck in den Schatten stärker seyn, und sowohl hier als dort in die übrige Karnazion verloren werden.

XVII. 

Von der Milderung der Arbeit.

Eine Hauptsache ist die Milderung der Arbeit.  Die Tinten müssen in einander verschmelzt, und der Bart und die Haare an der Stirne mit den übrigen Haaren und der Karnazion vereiniget werden.  Vorzüglich muß man sich hüten, trocken und hart zu arbeiten, und den Umriß der fleischigen Theile nicht zu abgeschnitten zu machen.

Die Farbe, womit man sein Gemälde zum zweitenmale überarbeitet, muß immer etwas dunkler seyn, als die erste, wenn man sich ihrer nicht blos zum Mildern bedient.  Man muß also mit in dem Zusatz von Weiß verhältnißmäßig abbrechen oder zugeben lernen.

XVIII.

Von der Verschiedenheit des Kolorits.

Die Verschiedenheit des Kolorits kann leicht ausgedrückt werden, wenn mehr oder weniger mit Roth, Blau, Gelb oder Bister, theils in der Anlage, theils bei der Vollendung gearbeitet wird.  Das Kolorit der Weiber muß bläulich, die Farbe der Kinder etwas roth, und beide frisch und blühend seyn; das Kolorit der Männer ist mehr gelb, besonders wenn sie alt sind.

II. Band.                 B