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Von der Miniatur-Malerei.          13

Von der Art, die gelbliche Wäsche zu malen, ist zu merken: Diese Art Wäsche bekömmt eine Lage Weiß, mit etwas Ocker vermischt, zum Grunde. Die Schatten werden mit Bister, Weiß und Ocker angelegt und ausgearbeitet; an die stärkesten Stellen kömmt aber der Bister pur, und vor Anlegung der letzten Hand setzt man hier und dorthin, sowohl auf die Lichter, als auf die Schatten, sehr helle Tinten von Ocker und Weiß, und andere von Weiß und Ultramarin. Am Ende verliert man alles in einander durch Punkte, und erhöhet die stärksten Lichter mit Bleigelb und Weiß.

Soll die Wäsche durchsichtig seyn, und das darunter Befindliche durchschimmern, so legt man sie sehr dünne an, und mischt in die Schattenfarbe etwas von der Farbe des Gewandes, welches durchscheinen soll, besonders am Ende der Schatten. Die höchsten Lichter werden bei der gelblichen Wäsche mit Bleigelb und Weiß, und bei der weißen, mit purem Weiß aufgesetzt.

Die durchsichtige Wäsche, besonders wenn sie sehr dünne ist, wie z. B. feiner Musselin oder Flor, kann noch auf eine andere Weise gemacht werden. Man malt nämlich das, was durchschimmern soll, ganz so aus, als sollte es unbedeckt bleiben. Die lichten Falten bemerkt man sich dann mit Weiß oder Bleigelb, und die Schatten mit Bister, Schwarz oder Blau und Weiß, je nachdem man ihnen eine Farbe geben will. Das Uebrige wird dann nur ein wenig beschmutzt, welches aber auch blos bei den wenigst hellen Orten nöthig ist.

Die Spitzen bekommen einen Grund aus einer Mischung von Blau, Schwarz und Weiß, wie die Wäsche. Die Blumen werden dann mit purem Weiß auf diesen Grund gemalt, und die Schatten mit der ersten Farbe angelegt und ausgearbeitet. Befinden sie sich auf einer Karnazion oder sonst etwas, welches durchschimmern soll, so vollendet man letzteres, als käme nichts darüber, die Spitzen malt man aber dann mit reinem Weiß darauf, und schattirt und verstärkt sie mit der ersten Mischung.

III.

Von den Gewändern.

Gut gemachte Gewänder müssen durch ihre Umrisse die Form des Nackenden zeigen. Sie müssen ungezwungen den Bewegungen und den Inflexionen der Theile folgen, und durch nichts sie hindern, sie müssen mit ihnen sich beugen; nach dem Lauf der Muskeln, der Nerven und des Athmens sich richten, sich erweitern und dehnen. Sind sie fliegend, so sey ihr Wallen leicht und gefällig, damit das Auge zu sehen glaube, wie leichte Winde in den Falten spielen. Besonders hüte man sich sorgfältig, allzustarke Falten queer über die Glieder der Figur laufen zu lassen.

In den Gewändern sind nur drei allgemeine Töne der Farbe zu bemerken: Erstlich die eigentliche Grundfarben des Tuches; zweitens der Widerschein des Lichtes, drittens die Abwesenheit des Lichtes, oder der Schatten.