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14              Erster Abschnitt.

Ehe man die Grundfarbe nüancirt, wird dieselbe ganz flach angelegt. Man bemerkt sich dann die Falten und Schatten des Gewandes, in welcher Absicht man der ersten Farbe einen größern oder geringern Zusatz von Weiß giebt, je nachdem man die Lichter stärker oder schwächer will zunehmen lassen. Man färbt sie dann auch noch mit leichten Tinten von der Farbe der nächsten Gewänder, die die Luftstrahlen gefärbt, auf das erste Gewand zurückwerfen. Auf diese Weise erhalten sie die verführerische Harmonie der Natur. Ist das Gewand von Taffet, so müssen die Falten schärfer gebrochen und tiefer seyn.

Blaue Gewänder. Man mache sich eine sehr bleiche aber starke Mischung von Weiß und Ultramarin, und lege sich damit die hellsten Stellen an. Zu den dunklern nimmt man mehr Ultramarin und weniger Weiß. Auf diese Weise fährt man fort, bis zu den tiefsten Falten und stärksten Schatten, zu welchem man das Ultramarin ganz unvermischt verarbeitet. Alle diese Anlagen werden in breiten Strichen sogleich als möglich gemacht, und mit einer Farbe, die nicht so hell als die Lichter, und nicht so dunkel als die Schatten ist, in einander verschmelzt. Man punktirt hierauf mit der nämlichen Farbe, womit angelegt wurde; nur macht man sie etwas stärker, damit die Punkte sichtbar werden. Alles wird am Ende in einander verloren, damit die Falten nicht zu abgeschnitten scheinen. Ist das Ultramarin, so gut es auch gummirt ist, nicht dunkel genug zu den stärksten Schatten, so mischt man beim Ausarbeiten Indig unter dasselbe; und sind die höchsten Lichter zu schwach; so erhöhet man sie mit Weiß, und sehr wenig Ultramarin.

Karminrothe Gewänder. Eine Draperie von Karmin, wird wie die blaue behandelt, nur sind die dunkelsten Orte mit purem Zinnober anzulegen, ehe man mit Karmin arbeitet. Man trägt letzteren ohne Weiß auf, und zu den stärksten Schatten wird er stark gummirt. Will man ihn noch dunkler, so mische man ein wenig Bister unter denselben.

Zinnoberrothe Gewänder. Man macht auch ganz mit Zinnober angelegte Gewänder. Zu den hellern Stellen untermischt man denselben mit Weiß; zu den dunklern verarbeitet man ihn ganz pur, und zu den tiefsten Schatten nimmt man noch überdieß Karmin. Mit eben diesen Farben wird das Gewand ausgemalt; und macht der Zinnober mit Karmin vermischt nicht dunkel genug, so braucht man letztern ganz unvermischt, aber nur zu den allertiefesten Schatten.

Lackrothe Gewänder. Die Draperien mit Lack, werden wie die Gewänder mit Karmin bearbeitet. Man vermischt den Lack zu den hellern Stellen mit sehr viel Weiß, und zu den dunklern nur mit sehr wenig. Vollendet werden sie ebenfalls mit Punkten, aber ohne Zinnober.

Violette Gewänder. Auf gleiche Art behandelt man die violetten Gewänder. Man macht sich eine Mischung von Karmin und Ultramarin, worunter zu den hellern Stellen mehr oder weniger Weiß kommt. Soll das Violette in das Rothe fallen, so nimmt man mehr