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18          Erster Abschnitt.

sie untereinander mischte; es würde oft blos durch Uebermalung der einen durch die andere erreicht.  Sieht man solche Arbeiten fertig; so müsste man ein Zauberer seyn, wenn man ohne Lehrer oder Bücher, ihre Behandlung und die Auftragung der Farben errathen wollte.

IV.

Von dem Probieren der Farben unter dem Malen.

Anstatt den mit Farbe gefüllten Pinsel auf dem Vorlagpapier zu leeren, bediene man sich hierzu eines besondern Täfelchens von Elfenbein.  Man wähle dasselbe so weiss als möglich, schleife es wohl mit Bimsstein ab, und lege es in die Mitte seiner Palette.  Diese Vorsicht gewährt einen doppelten Nutzen.

Fürs erste lässt der Ton der Farbe viel besser beurtheilen, als auf dem Papier, welches immer etwas von der Farbe einschluckt; zweitens findet man bisweilen mancherlei Tinten und Halbtinten, die durch beinahe zufällige Mischungen entstehen, auf welche man vielleicht von selbst nie verfallen wäre.  Auch die simpelsten Entdeckungen sind nicht zu vernachlässigen.  Auf diese Weise nähert man sich dem Wege zur Ausbildung seiner Talente.  Die Fähigkeiten der Seele entwickeln sich blos durch heftige Lehrbegierde.  Der Geist muss mit anhaltender Geduld angebauet werden, wenn er in der Gattung des Wissens, wofür unsere Neigung sich erklärt, Früchte tragen soll.

V.

Von dem Staubpinsel, dem Spiegel und dem Suchglase.

Der Staubpinsel ist nicht anders, als ein sehr starker Tuschpinsel, mit welchem man die Atomen abkehrt, die sich etwa auf die Arbeit setzen.  Reinlichkeit kann in der Miniatur nicht genug empfohlen werden.  Man muss seine Arbeit, so oft man sie verlässt, mit einem Stücke weissen Papiers bedecken.

Der Spiegel ist ein Lehrer der Maler.  Durch ihn werden deutlich die Fehler eines Gemäldes entdeckt, sie mögen nun in der Unrichtigkeit des Ganzen, oder in einem Mangel an Rundung und Harmonie liegen.  Es ist daher sehr zu rathen, die Beschaffenheit seiner Arbeit durch Vorhaltung desselben zu untersuchen.

Das Such- oder Vergrösserungsglas ist von Zeit zu Zeit zu Hülfe zu nehmen, um seine Arbeit der Lebensgrösse näher zu bringen, damit man die Richtigkeit der Theile einzeln besser beurtheilen kann.

Keine Gattung der Malerei erfordert grössere Reinlichkeit, als Miniatur; ihr grösster Feind ist der Staub, man muss sich also sorgfältig dagegen verwahren.  Die Farben müssen auf mattgeschliffenem Kristalle gerieben, und die Arbeit, wenn man davon geht,