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Zweiter Abschnitt.

Erklärung der wichtigsten malerischen Kunstwörter.

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Abründen, will so wiel sagen, als machen, dass eine Figur rund zu seyn scheint, und dieses geschieht durch eine geschickte Vertheilung der Schatten und Lichter, entweder im Ganzen, oder in ihren Theilen.

Abstuffung der Farben.  Man verstehet hierunter die Schwächung der Farben, nach dem Verhältnisse ihrer Entfernung vom Auge und der Beschaffenheit der Luft, die bald mehr, bald weniger dicke ist.  Die Abstuffung der Lichter und Schatten ist die Schwächung derselben nach dem nämlichen Verhältnisse.

Akademie wird eine Figur gennant, die in der Malerakademie nach einem Modelle gezeichnet wurde.

Allegorie.  Ein natürliches Zeichen, oder ein Bild, in so ferne es an die Stelle der bezeichneten Sache gesetzt wird.  Die gemeinste Gattung der Allegorie ist die, die weiter keinen Vortheil hat, al dass sie die Vorstellung der Sache möglich macht; z. B. wenn Frankreich durch das Bild eines Frauenzimmers mit einer geschlossenen Krone auf dem Kopfe und in einem mit Lilien bezeichneten Mantel vorgestellt wird.  Einen höhern Rang verdienen die Bilder, die uns nicht blos schlechthin die Namen und das Sichtbare der Dinge anzeigen, sondern zugleich etwas von ihrer Beschaffenheit vorbilden.  Das allegorische Bild der Gerechtigkeit, mit verbundenen Augen und die Wage in der Hand, drückt nicht blos das Wort Gerechtigkeit aus, sondern auch die Eigenschaften derselben, dass sie sich durch kein Ansehen, und keinen Schein verblenden lasse, dass sie nicht voreilig sey, sondern das Recht auf das Genaueste abwäge.

Amore, Con Amore.  Man bezeichnet mit diesem Ausdruck die Aufmerksamkeit, die Geduld, das Vergnügen, mit welchem Künäler ihre Arbeit ausführen.  In der Miniatur ist vorzüglich zu wünschen, dass Con Amore gearbeitet werde.

Anatomie bedeutet in der Malerkunst eine Kenntniss der äusseren und inneren Theile des menschlichen Körpers, in so weit sie zu richtiger Zeichnung der Figuren in allerhand Stellungen und Bewegungen nothwendig ist.

An-