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Von den malerischen Kunstwörtern.   37

Brechen, die Farben.  Die Farben werden gebrochen, wenn man, anstatt sie pur zu verarbeiten, selbige mit andern vermischt.  Es geschieht letzteres theils um sie zu schwächen, theils um ihre zu grosse Lebhaftigkeit zu mildern.  Das Brechen der Farben ist nöthig, um Einheit und Haltung in ein Gemälde zu bringen.

Büste.  Unter einer Büste verstehet man eigentlich eine Arbeit des Bildhauers, durch welche das Haupt, die Brust und die beiden Schultern einer Person vorgestellt werden.  In der Malerei bedeutet Büste ein Brustbild.

Charakter.  Das Eigenthümliche, oder Unterscheidende eines Bildes, wodurch es sich von andern seiner Art auszeichnet.  Der Maler muss jedem Gegenstand in allem, was an ihm sichtbar ist, den Charakter seiner Gattung, oder auch, wie in Portraiten, den einzelnen Charakter, wodurch er sich vor allen Dingen seiner Art auszeichnet, zu geben wissen.

Deckengemälde.  Gemälde, die auf den Decken der Zimmer, oder ganzer Gebäude angebracht sind.  Sie haben auch den französischen Namen Platfonds.  Die Deckengemälde der Alten bestanden aus blossen Zierrathen; die der neuern stellen aber insgemein eine Handlung vor.  Der Maler hebt durch seine Arbeit die Decke des Baumeisters wieder weg, lässt uns an deren Stelle den Himmel, oder die Luft sehen, und in derselben eine Handlung von allegorischen oder mythologischen Personen.  Dadurch bekommen diese Gemälde, wenn sie nur sonst die Vollkommenheit ihrer Art haben, über andere Gemälde den Vortheil, dass sie einigermassen aufhören Gemälde zu seyn, indem man den wahren Ort der Scene zu sehen glaubt, bisweilen werden auch wirklich historische Personen gemalt, die sich aber in die Luft schlecht schicken.

Deutsche Schule.  Obgleich an keinem Orte Deutschlands eine so beträchtliche Anzahl Maler sich nach einem einzigen Meister gebildet, dass sie im eigentlichen Verstande den Namen einer Schule verdienten, und obgleich überhaupt die grossen deutschen Maler keinen ihnen eigenthümlich zukommenden Charakter haben, so pflegen doch einige Ausländer die ganze Zunft der deutschen Maler, die deutsche Schule zu nennen.  Man trifft in den verschiedenen Werken der deutschen Maler den Geschmack aller Schulen an; denn einige haben sich in Rom, andere in Venedig, noch andere in den Niederlanden gebildet.  Viele haben die Regeln ihrer Kunst aus der Natur selbst geschöpft.

Draperien; wird unter der Rubrik Gewand erklärt.

Drucker.  So nennen die Maler gewisse Pinselstriche, von starken und ganzen Farben, auf den nächsten oder vordersten Gegenständen des Gemäldes, wodurch die Haltung dieser Gegenstände bisweilen ihre Vollkommenheit erreicht.  Sie werden so genannt, weil sie die andern Gegenstände gleichsam zurück, oder bisweilen hervor drücken, in dem sie