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40             Zweiter Abschnitt.

Polygnot, Nicanor und Arcesilaus, die alle aus Paros gebürtig waren.  Ferner schreibt dieser alte Schriftsteller:  Es ist bekannt, dass vor Alters zwo Arten von enkaustischer Malerei gewesen, die mit Wachs verfertigt wurden, und auf Elfenbein mit dem Cestrum, d. i. mit dem Viriculum, bis endlich auch die Kunst, die Schiffe zu malen, bekannt ward, eine dritte Gattung, die mit zerschmolzenem Wachse, das man mit dem Pinsel auftrug, ausgeführt wurde.  Diese bei den Schiffen gebrauchte Malerei konnte weder von der Sonne, noch vom Seesalze, noch von den Winden vernichtet werden.  Es waren also erstlich zwo Arten der Enkaustik, die eine wurde mit Wachs ausgeführt, und die andere auf Elfenbein verfertigt.

Bei diesem zweiten Verfahren bedient man sich eines Werkzeugs, das man Cestrum oder Viriculum nannte.  Es scheint, dass diese Art der Enkaustik, aus Griechenland zu den Römern gekommen sey.  Plinius führt wirklich ein Frauenzimmer an, das in dieser Art zu Rom arbeitete.  Was die Malerei an den Schiffen betrifft, welche die Enkaustik ausmacht, so sagt Plinius, dass ihre Erfindung später geschehen sey, als die der beiden erstern.  Allein es ist gewiss, dass sie Anfangs zur Verzierung der Kriegsschiffe gebraucht, und so gemein wurde, dass man die Kauffarthenschiffe hernach mit dieser Malerei schmückte.  Wenn dieser Autor die Farben anführt, die zur Vereinigung mit dem Wachse geschickt waren, so sagt er: Die Farben, die sich vor allen andern mit der Kreide vermischen, und zu keinem Freskoanwurf gebraucht werden können, sind folgende: Der Purpur, das Indikum, der Lasur, das Melinum, das Auripigment, das Appianum, und das Bleiweiss.  (Die Farben der Alten führten, so wie die unsrigen Namen, aus denen sie eben nicht kennbar gemacht werden können.)  Vor allen Arten der Enkaustik, deren die Alten gedenken, ist keine mit grösserer Deutlichkeit und Genauigkeit beschrieben, als eine vierte, die an den Wänden ausgeübt wurde, um die Farben dichter und dauerhafter zu machen, als es mit der Wassermalerei geschehen kann.  In der That, durch welches Mittel sollte man die zarten Farben vor den Eindrücken der Sonne, der Luft und der Nässe besser verwahren können?  Das Gummi und der Leim können diese Wirkungen nicht hervorbringen.  Allein mit einer harzigen Substanz, wie das Wachs ist, vermischt, sind diese Farben von den ungetreuen Verwandlungen, die den Accord und die Harmonie der Farben zerstören, gesichert.  Vitruv, in seiner Beschreibung dieser vierten Art der Enkaustik bestätig diese Bemerkung; er schreibt: Als Fabius Skriba, so wie viele andere, auf dem aventinischen Berge ein mit Geschmack geziertes Haus haben wollte, so bedeckte er mit einer Malerei von Mennig das ganze Mauerwerk seines Säulengangs, welche aber nach 30 Tagen eine unangenehme und fleckigte Farbe bekam.  Nach diesem liess er neue Farben auf die ersten tragen.

Transcription Notes:
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