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Von den malerischen Kunstwörtern.     43

Alten, sondern auch auf Stein und Leinwand, kurz, auf alle Körper, das Kupfer ausgenommen, auf das man keine gewisse Festigkeit bringen kann, wenn man nicht einen andern Körper zwischen das Kupfer und die Farbe legt, z.B. einen Firnis von Gummilack.  Ohne eine solche Vorsicht würde der Grünspan das Werk verderben können.  Eine wichtige Bemerkung ists, daß man überhaupt keine Farbe vorzugsweise bei den beiden ersten Arten der Enkaustik brauchen darf.  Man könnte die Gemälde mit Eyerweiß überfahren, um ihnen mehr Glanz zu geben!  Man siehet auch kein Hinderniß, warum man nicht in eben der Absicht von den Firnissen Gebrauch machen könnte.  Die Art, wie man heut zu Tage die Gummi zubereitet, läßt uns hoffen, eines von den Verfahren des Apelles wieder zu finden.  In dem Wachse darf man sie nicht suchen; denn wenn Wachs zu der Komposizion dieses Firnißes gekommen wäre, so ist wahrscheinlich, daß die griechischen Maler, von denen die meisten die Enkaustik trieben, und die Zubereitung derselben nothwendig wissen mußten, schon auf den Wegen des Apelles, und noch mehr durch seinen glücklichen Fortgang begeistert, ein für ihre Werke so schmeichelhaftes und glänzendes Mittel wiedergefunden haben würden.  Sie haben es nicht gethan.  Man muß also daraus schliessen, daß die Zubereitung, deren sich dieser grosse Künstler bei seinen Gemälden bediente, von allen zu seiner Zeit bekannten Verfahren ganz und gar verschieden gewesen.

Wir dürfen diese Materie nicht verlassen, ohne eine mit diesem Gegenstande genau verbundene Betrachtung mitzutheilen; mämlich die nähere Auseinandersetzung der Mittel, enkaustisch zu malen.

Erstes Mittel.  Man kennt heut zu Tage zwei Arten der Malerei:  Die eine nennt man Oelmalerei, weil Oel zur Verbindung der Farben dabei gebraucht wird; die andere heißt die Wassermalerei, weil das Wasser dabei eben das wirket, was das Oel bei der erstern that.  Allein diese beiden Arten der Malerei scheinen nicht schickliche Führer abzugeben, um zur Kenntniß der dritten zu gelangen, welche die Griechen ausübten.  Das Wachs, das den Farben zum Grunde dienen mußte, schien ein zu dichter Körper zu seyn, als daß er mit dem Pinsel behandelt werden könnte.  Demohngeachtet sagt Plinius, daß die Alten mit dergleichen Werkzeugen gearbeitet.  Man müßte also das Mittel finden, Gemälde mit dem Pinsel enkaustisch zu verfertigen, weil es sonst unmöglich ist, zu dieser Malerei zu gelangen.  Zur Erreichung dieser Absichten nahmen wir uns vor, von auflösenden Sachen Gebrauch zu machen, dergleichen die Essenzenöle sind, die wegen iherer Gemeinschaft mit dem Wachs dasselbe durchdringen und es tüchtig machen, sich mit dem Pinsel bearbeiten zu lassen.  Es ist natürlich, bei dieser Wahl auf Terebinthenessenz zu verfallen, sowohl wegen der Leichtigkeit, womit sie die Künstler anschaffen können, als auch wegen ihres wohlfeilen Preises.  Dieser Weg war leicht, und das Verdienst ihn entdeckt zu haben, war nicht sonderlich, aber vielmehr, es war gar keine Entdeckung.

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