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48        Zweiter Abschnitt.

fer- und Bleiweiß, die blaue Asche und das Pfirsigkernschwarz nicht zum zweitenmale zu reiben, wenn sie schon mit Wasser gerieben sind; die Farben sind zart genug, um mit dem Wachse leicht gerieben zu werden.  Man wird ohngefähr zwei Drittheil der Reibmaschine mit Wasser füllen; man wird sie auf ein Kohlbecken voll Feuer setzen; man wird das Wachs und die Farbe, die man zubereiten will, auf die Scheibe thun; unterdessen, daß das Wachs schmilzt, wird man den Läufer heiß machen.  Sobald das Wachs geschmolzen ist, wird man die Maschine vom Feuer nehmen und die Farben reiben, als wenn man Oelfarben riebe.  Nach geendigter Operazion wird man sie, wie gesagt worden, von der Scheibe mit einem elfenbeinernen Spatel aufnehmen; man wird sie auf die Delfterplatten legen, bis sie kalt werden:  hernach wird man sie in einer Schachtel aufheben, damit sie der Staub nicht verderbe.  Wenn man malen will, so wird man die Töpfgen mit den auf diese Art zubereiteten Farben füllen.  Man wird sie gleichfalls mit siedendem Wasser, womit die zu diesem Gebrauche bestimmte Maschine angefüllt seyn wird, schmelzen lassen.  Von diesen geschmolzenen kolorirten Wachsen wird man auf der heissen Palette die Tinten bilden, und mit Borstpinseln auf die Platte malen, die mit Wachs überzogen, und davon durchdrungen, besonders aber durch die vorhin beschriebene Maschine erhitzt worden ist.  Im vorhergehenden haben wir gesagt, daß der Kopf der Minerva auf Fichtenholz gemalt worden.  Dieses Holz wirft sich in der That viel weniger, als anders, indem es dem Grade der Hitze ausgesetzt wird, der für das Schmelzen des Wachs schicklich ist.

Diese Ursache hat uns bewogen, ihm in der Enkaustischen Malerei den Vorzug zu geben.  Man könnte sich der Mühe überheben, die Platte aus drei Lagen Holz zusammenzusetzen, wie wir gethan haben.  Eine dünne Platte thut eben diese Wirkung.  Wenn sie sich im Feuer wirft, so wird sie desto leichter in ihren vorigen Stand versetzt werden können.  Man schließt weder das Eichen, noch anderes Holz aus.  Allein überhaupt wird man sich in Acht nehmen müssen, daß man nicht solches brauche, welches, wenn es von der Hitze gekrümmt würde, sich schwer wieder gerade machen ließe, weil seine Fasern zu steif, und sein Gewebe zu dicht ist.

Wenn die Griechen mit kolorirtem und geschmolzenen Wachs gemalt haben, haben sie wohl siedendes Wasser, oder die unmittelbare Hitze des Feuers zu ihren Operazionen gebraucht?  Es ist nicht möglich diese Frage zu entscheiden.  Die Schriftsteller sagen hierüber nichts Bestimmtes.

Zweites Mittel.  Gemälde mit Wachs und Farben zu machen, und mit Feuer zu bearbeiten:  dieß ist das ganze Rezept, das von der enkaustischen Malerei durch die Schriften des Plinius auf uns gekommen.