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Von den malerischen Kunstwörtern.    51

mußten.  Denn es ist wahrscheinlich, daß sie das einfachste Mittel angewandt, das dem schon bekannten Mittel am ähnlichsten war.  Nach diesen angenommenen uns vernünftig scheinenden Gründen, haben wir diese dritte und vierte Art der Enkaustik ausgedacht, wovon die erste das Malen mit Wasser und Wachs betrifft, so daß man hernach das Wachs schmelzen [[illegible -- läßt ?]], damit es die Farbe durchbringe, und die zeite Art, das Malen mit Wasser auf Holz, so daß eine Lage von Wachs auf der Farbe geschmolzen wird, um sie auf eben die Art zu durchdringen.

Will man nach dem ersten von diesem beiden Verfahren malen, so mache man den Anfang mit dem Wächsen der Platte, die zur Operazion bestimmt ist.  Bei diesem Wächsen muß man so zu Werke gehn: Man halte die Platte wagerecht auf ein Kohlfeuer, in einer der Hitze des Feuers gemäßen Entfernung.  Dann reibe man den Theil der Platte, den man erhitzt hat, mit einem Stück weißen Wachs.  Wenn die Platte den gehörigen Grad von Wärme erhalten, so wird das Wachs zergehen.  Man mache sie von neuem so heiß, daß das geschmolzene Wachs in das Holz eindringen kann.  Mit diesem Verfahren halte man so lange an, bis die Löcher des Holzes so viel Wachs gefaßt haben, als sie annehmen können.  Nach diesem fahre man so lange fort, bis die Oberfläche davon ungefähr eines Kartenblattes dick bedeckt ist.  Zur glücklichen Ausübung dieser Malerei ist sehr viel daran gelegen, daß die Platte vom Wachs stark durchdrungen sey, und daß die lebhafteste Hitze davon nichts mehr in ihre Poren treiben könne.  Ist die Platte durchaus gleich mit Wachs bedeckt, so ist die erste Zubereitung vorbei.  Hierauf male man auf diese Platten mit Farben, so man im Oele braucht, und die mit bloßem Wasser oder leichten Gummiwasser zubereitet sind.  Allein diese Farben werden nicht auf dem Wachse fassen, oder werden sich nur unregelmäßig anhängen, welches den Maler bei der Ausführung des Gemäldes ermüden würde.

Um nun dieser Unbequemlichkeit vorzubeugen, d. i. zu machen, daß das Wachs die Wasserfarben annehme, so verfiel man zuerst darauf, dem Wachse ähnliche Körper mit den Farben beizumischen.  Man dachte zuerst an das Aquavit, oder an das Seifenwasser.  Allein es war billig zu vermuthen, daß ersteres den Griechen nie bekannt gewesen.  Noch weniger war es möglich, von dem Seifenwasser Gebrauch zu machen, weil es gewisse Farben verdirbt, und andere ganz vernichtet, wegen des darinn befindlichen alkalischen Salzes.  Man mußte also diese beiden Mittel, die Farben auf dem Wachse zu fixiren, fahren lassen, und ein anders suchen, von dem man mit Grunde vermuthen konnte, daß es die Griechen gebraucht hätten.  Man glaubte, daß man durch Hülfe eines zwischen das Wachs und die Farbe zu legenden Körpers den Hindernissen vorbeugen könnte.  Die kreidigten Erden schienen zu dieser Operazion geschickt, zumal weil sie in geringer Quantität mit dem Wachse vermischt, ihm keine Farbe geben.  Man nahm also von der Gattung zubereiteter Kreide, die man gemeiniglich spanisch Weiß nennet, sehr
             G 2              klar