Viewing page 332 of 620

This transcription has been completed. Contact us with corrections.

56        Zweiter Abschnitt.

Johann van Yyk, hat man die Erfindung der Malerei in Oelfarben zu danken.  Den Theil der Kunst, der auf den Gebrauch und die Behandlung der Farben ankommt, hat diese Schule auf das Höchste gebracht, wenn dieses das Höchste ist, daß man die Natur völlig erreiche.  Die berühmtesten Männer dieser Schule im Großen sind, Kaspar Crayer, Jakob Jordans, vornehmlich aber Rubens und van Dyk, und im Kleinen Brower und David Teiniers, in der Landschaft aber Heermann Swanefeld.

Fleiß.  Die Bestrebung, ein Werk der Kunst auch in den kleinsten Theilen mit der äußersten Aufmerksamkeit vollkommen zu machen, folglich jede kleinste Schönheit zu erreichen, und die geringsten Fehler oder Mängel auszubessern.  Fleiß ist besonders in solchen Werken nöthig, deren Vollkommenheit aus vielen kleinen Verhältnissen, aus subtilen Vergleichungen herkommt, von welcher Art alle feine Gegenstände, alle Kleine, Niedliche, alles, dessen Wesen aus der Sammlung oder Zusammenfassung vieler kleinen Theile bestehet, sind.  In manchen Fällen ist der Fleiß unnütze oder gar schädlich.  Er wäre z. E. vollkommen unnütz in einer Statue, die auf eine hohe Säule, oder auf ein Gebäude gesetzt wird, alle feine Züge des Gesichts, alle Falten der Haut, alle zarten Erhöhungen und Vertiefungen auszudrücken, oder ein Deckengemälde nach Miniaturart auszuführen.

Fleischfarbe.  Die Farbe des Nackenden am menschlichen Körper.  Die Behandlung des Fleisches muß höchst leicht und frei seyn.

Florentinische Schule.  Man hat die ältere florentinische Schule von der neuern zu unterscheiden.  Jene fängt mit den Malern an, die der Rath zu Florenz im 13ten Jahrhunderte aus Griechenland berief, und endigt sich bei Leonhard da Vinci.  Die Werke der Künstler, die vor Leonhard lebten, sind nur in Vergleich derer, die in den noch ältern Zeiten der Barbarei gemacht wurden, schätzbar.  Die neue Schule fängt bei da Vinci und Michael Angelo an, und bestehet aus einer zahlreichen Folge berühmter und zum Theil grosser Künstler, besonders Bildhauer.

Flüchtig.  Das Flüchtige besteht darinn, daß die Gegenstände nach dem, was ihnen wesentlich zugehört, mehr angezeiget, als völlig und nach allen Theilen ausgeführt.  Eine flüchtige Zeichnung ist die, welche mit wenig kräftigen Strichen die Hauptsache so angiebt, daß ein Kenner sogleich daraus das Ganze sich bestimmt vorstellen kann; ein flüchtiger Pinsel ist der, der nur die Hauptfarben, sowohl im Hellen, als im Dunkeln durch wenig Hauptzüge so aufgetragen hat, daß das Wesentliche der Haltung und Harmonie daraus schon empfunden wird.  Die flüchtige Behandlung schickt sich vorzüglich zur Anlegung eines Werkes.  Das Flüchtige erfordert gerade die sicherste Hand und die genaueste Richtigkeit; denn weil da nichts als das Wesentlichste der Vorstellung ausgedrückt wird, so ist auch jeder dabei vorkommende Fehler wesentlich.

Transcription Notes:
left initial "der," out of text, as whole word was used on prior page.