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58        Zweiter Abschnitt.

nennen sie Mezzetinten; im Deutschen werden sie auch Mittelfarben genannt, weil sie insgemein zwischen dem Hellsten und dem Dunkelsten in der Mitte stehen, und die genaue Verbindung des Hellen und Dunkeln bewirken.

Gegend.  Es scheint, daß dieses Wort einen besondern Theil einer Landschaft ausdrücke, der sich durch einen eigenen Charakter unterscheidet.  Die Landschaft könnte also aus mehrern Gegenständen bestehen; die Gegend selbst aber würde blos aus ihren eigenen Theilen, als Felsen, Bäumen, u.s.w. bestehen.

Gegendruck.  Eine Zeichnung, welche durch das Abdrucken von einer andern entstanden ist.  Wenn man z.B., einen frischgemachten Kupferabdruck, indem die Farbe noch naß ist, auf ein weißes angefeuchtes Papier leget, und mit beiden noch einmal durch die Presse fährt, so druckt sich von dem rechten Kupferblatt alles auf das andere Papier ab, wiewohl die Farbe in diesem Gegendruck viel schwächer wird, als sie in dem ersten von der Kupferplatte gemachten Abdruck war.  Auf eben diese Weise kann man von einer mit Röthel, oder fetten Bleistift gemachten Zeichnung einen Gegendruck machen, wenn man ein feuchtes Blatt Papier darauf legt.  Auf diese Art kann man eine Zeichnung verdoppeln, ohne sie nachzuzeichnen.  Das Original verliert aber, wenn der Abdruck zu stark ist, viel von seiner Stärke, und wird bisweilen durchaus matt.  Verriebene Zeichnungen geben keinen Gegendruck, und werden durch das feucht angelegte Papier verdorben.

Gekuenstelt.  Man nennt dasjenige gekünstelt, darinn die Kunst übertrieben, oder zur Unzeit angebracht ist; es sey, daß das Uebertriebene in Ueberfluß von Zierrathen, in erzwungenen Schönheiten, oder in zu weit getriebenem Fleiße bestehe.  Das Gekünstelte ist in allen Theilen der Künste ein Fehler.

Gelenke.  Die Stellen, da ein bewegliches Glied an ein anderes Glied anschließt.  Die richtige Zeichnung der Gelenke ist ein schwerer Theil der Kunst, der zwar kein Genie, aber desto mehr Studium, Fleiß und Uebung erfordert.  Ein Zeichner kann ohne richtige Kenntniß der Knochenlehre hier nicht fortkommen.

Gemaelde.  Das Wesen des Gemäldes kann man darein setzen, daß es sichtbare Gegenstände, die vortheilhaft auf das Gemüth wirken; vermittelst Zeichnung und Farben, als ob sie in der Natur vorhanden wären, darstelle.  Soll das Gemälde das Werk nicht einer mechanischen, sondern einer schönen Kunst seyn, so muß der gemalte Gegenstand mit Geschmack gewählt, und schon an sich, und ohne Rücksicht auf die Kunst unserer Aufmerksamkeit werth seyn.  Nach dem Inhalte stellen die Gemälde Handlungen, oder Charaktere vernünftiger Wesen vor, oder Scenen aus dem Thierreiche, oder aus
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