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Von den malerischen Kunstwörtern.     61

Halbschatten.  Man verbindet mit diesem Wort nicht immer die nämlichen Begriffe.  Nach seiner wahren Bedeutung muß es bei der Farbengebung von den Stellen gebraucht werden, wo die eigenthümliche Farbe der Körper, aus Mangel des vollen Lichts, etwas dunkler wird.  Manche nennen indeß alle gebrochene Farben Halbschatten, und noch andere belegen überhaupt die Mittelfarben mit diesem Namen, weil die Verdunklung der hellen Farbe des vollen Lichtes durch ganze Mittelfarben kann erhalten werden.

Haltung des Körpers.  Man versteht unter diesem Worte das, was man gemeiniglich durch das französische Wort Maintien ausdrückt, die charrakteristische Art, wie ein Mensch bei verschiedenen Stellungen und Gebehrden sich trägt, oder hält.

Haltung.  Man sagt von einem Gemälde, es habe Haltung, wenn jeder Theil, in Ansehung der Tiefe des Raumes, oder der Entfernung vom Auge, sich von dem neben ihm stehenden merklich absondert, so, daß die nahen Sachen gehörig hervortreten, die entfernten, nach Maaßgebung der Entfernung, mehr oder weniger zurücke weichen.  Der Mangel der Haltung macht alles flach.

Halbtinte.  Dieser Ausdruck hat mehr Bezug auf das Helldunkel, als auf die Farbe.  Eine Halbfarbe ist ein Mittelton zwischen Licht und Schatten.  Wenn man annimt, es bestehe ein Gegenstand aus fünf Tönen Helldunkel, so stehen die Halbtinten dem Lichte am nächsten, und verstärken sich, so wie sie sich davon entfernen.  Die Tinte ist die Mittelfarbe zwischen den Schatten und Halbtinten.

Harmonie.  Die Harmonie der Farben verhält sich wie das Consoniren der Töne in der Musik.  Sie macht, daß eine ganze Masse, sie sey hell oder dunkel, ob sie gleich aus unzähligen Farben und Tinten zusammengesetzt ist, in Absicht auf die Farben, als eine einzige unzertrennliche Masse ins Auge fällt.

Hart.  Man nennet ein Gemälde hart, wenn sich die Schatten zu nahe an den Lichtern befinden, und die Umrisse nicht zart genug sind.  Die Härte entstehet vornehmlich aus dem Mangel der Harmonie, sowohl in Farben, als in Zeichnung.  Selbst da, wo ein Gegenstand gegen die anderen nothwendig abstechen muß, wo folglich keine völlige Harmonie statt haben kann, entstehet eine Härte, wenn dieses Abstechen zu plötzlich oder zu stark ist.  Je entfernter ein Gegenstand ist, je unbestimmter oder ungewisser werden die Umrisse, die seine Form bestimmen; und diese Ungewißheit betrifft auch die Farben, die Lichter und die Schatten.  Wenn der Maler diese Dinge genauer bezeichnet, als die Entfernung es verträgt, so wird er hart.

Helldunkel.  Viele Künstler verstehen unter dem Helldunkel, die verschiedenen Grade der Farben vom tiefsten Schatten, bis zum höchsten Lichte.  Andere denken sich dar-