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66      Zweiter Abschnitt.

Luftperspektiv.  Die genaue Kenntniß der Regeln, nach welchen alles, was zum Licht und Schatten, und zur Färbung der Gegenstände gehört, nach Maßgebung ihrer Entfernung vom Auge, muß abgeändert werden, wird die Luftperspektive gennant.

Malerei.  Die Nachahmung, theils der belebten, theils der unbelebten Natur durch Farben.  Alles kömmt bei der Malerei 1) auf eine gute Wahl oder Erfindung seines Stoffes, 2) auf eine geschickte Anordnung desselben, 3) auf richtige Zeichnung, und 4) auf ein gutes Kolorit an.  Es giebt mancherlei Arten der Malerei.  In Absicht der Gegenstände hat man die Landschaftmalerei, die Portraitmalerei, die Historienmalerei: in Absicht der Farben, die Oelfarbmalerei, Wasserfarbmalerei, Freskomalerei, Miniaturmalerei, enkaustische Malerei, mosaische Malerei, Glasmalerei.  Man sehe jeden diesen Artikel an seinem Orte.  Weitere Bemerkungen über die Malerei sind durch das ganze Werk zerstreut.

Malstock.  Ein Stock drei oder vier Schuhelang, auf welchem die Oel- oder Freskomaler unter der Arbeit die Hand ruhen lassen.

Manier.  Das jedem Maler eigene Verfahren, bei Bearbeitung seines Werks.  Wie jeder Mensch im Schreiben seine eigene Art hat, die Züge der Buchstaben zu bilden, und an einander zu hängen, wodurch seine Handschrift von andern unterschieden wird, so hat auch jeder zeichnende Künstler seine Manier im Zeichnen, und in andern zur Bearbeitung gehörigen Dingen, wodurch geübte Kenner, was von seiner Hand ist, mit eben der Gewißheit erkennen, als man die Handschrift kennt.

Mannichfaltigkeit.  Man versteht in der Malerei unter Mannichfaltigkeit eine geschickte Abwechslung in den Vorstellungen.  Man glaube aber nicht, daß es dabei auf eine Zusammenraffung vielerlei Gedanken und Bilder ankomme.  Man muß wissen, die Menge und Verschiedenheit der Sachen so zu finden und zu wählen, daß jede zum Zwecke diene, und am rechten Orte stehe, daß die Menge nicht nur keine Verwirrung mache, sondern als ein Ganzes, dem nichts kann genommen werden, erscheine.

Markicht, saftig, sanft, ist das Gegentheil von trocken oder hart.  Miniaturgemälde müssen markicht, aber nicht weich und wässericht seyn.

Massen.  Was man ein Gemälde in Absicht auf die Anordnung der Figuren, Gruppen nennt, heißt in Ansehung der Austheilung des Lichts und Schattens, des Hellen und Dunkeln, die Masse.  Wenig und große Massen im Gemälde will sagen: man müsse das Helle und Dunkle nicht in kleinen zerstreuten Stellen anbringen, sondern wenig und grosse Stellen von Hellem und eben so von Dunkelm im Gemälde sehen lassen.

Matt.