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74 Zweiter Abschnitt. 

Uebungen, sind Arbeiten des Künstlers, die keinen andern Zweck haben, als die Erlangung der zur Kunst nöthigen Fertigkeiten; man giebt ihnen auch den Namen der Studien.  Dergleichen Uebungen großer Meister werden von Kennern sehr gesucht. 

Ultramarin.  Eine schöne dem Himmelblau sich näherender Farbe, die aus Lapis Lazuli verfertiget wird.  Sie ändert sich nie, selbst im Feuer nicht, in welchem man daher ihre Aechtheit prüfen kann.  Es ist unter allen die theuerste.

Umbra.  Eine braune etwas ins Graue fallende Farberde.  Gebrannt, erhält sie eine röthliche Farbe.

Umriß.  Die äußersten Linien, wodurch die Schranken, folglich die Formen eines Körpers bestimmt werden.  Vorzüglich verstehet man dadurch die äußersten Linien bei Zeichnung der menschlichen Gestalt, die den wichtigsten Theil der Zeichnung ausmachen.

Venedische Schule.  Ist von den Schulen der Malerei diejenige, die sich durch einen großen Geschmack im Kolorit hervorgethan hat.  Die Lebhaftigkeit sowohl, als die Wahrheit der Farben, die vollkommene Austheilung des Schattens, die Kühnheit des Pinsels, der wahre Ton der Natur, sind vorzügliche Eigenschaften dieser Schule, die aber weniger Größe, und weniger Richtigkeit der Zeichnung hat, als die römischen oder die lombardischen Schulen.  Titian ist ohne Widerrede der erste Meister dieser Schule, und der größte Kolorit, der vielleicht jemals gewesen; nach ihm kommt Paul von Verona. 

Verbleicht.  Gemälde sind verbleicht, wenn die Farben ihren Glanz ganz oder zum Theil verloren haben.

Verkleinern.  Eine größere Zeichnung durch Vierecke, oder den Storchschnabel ins Kleine bringen. 

Verkürzt.  Man sagt von den Theilen einer Figur, sie seyen verkürzt, wenn sie so stehen, daß das Auge, nach den Regeln der Perspektiv, ihre ganze Länge nicht übersehen kann.  Wenn z. E. der Arm eine solche Richtung hat, daß er mit den Augenstrahlen, der Länge nach, eine gerade Linie macht, so wird man nichts von ihm sehen, als das eine Ende, nämlich die Hand und seine Dicke. 

Verlieren, heißt die Halbtinten, Tinten und Schatten so stellen, daß sie sich in einander verschmelzen, und nur eine einzige sanfte und liebliche Schattirung machen.  Hieraus läßt sich abnehmen, daß die Kunst zu nuanciren, blos in der Fertigkeit besteht, eine Farbe von dem stärksten Ton des Schattens, bis zu dem schwächsten abzustuffen.  In der Miniatur ist diese Kunst von großem Nutzen.  Hierbei ist noch zu erinnern, daß der 
Grund