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Von den malerischen Kunstwörtern.  75

Grund des Elfenbeins zu den Lichtern aufgespart werden muß.  Sollten letztere zu helle seyn, so können sie noch immer leicht lassirt werden.  Daß Weißes zu den Fleischfarben nicht darf gebraucht werden, ist bereits bekannt.  Nur das Weiße im Auge allein macht eine Ausnahme von dieser Regel; man muß es aber sehr flüssig und etwas gummirt vermalen.  Bisweilen kann man es auch mit etwas Ultramarin vermischen; auf diese Art wird die leichte bläuliche Farbe nachgeahmt, welche bei gewissen Personen das Weiße im Auge annimmt, so oft sie in vollem Lichte stehen. 

Vertreiben.  Die Schatten einer Zeichnung mit Rothstein anrussen, und diese Anlage mit einer festen Rolle Papier, die man Verreiber nennt, verreiben.  Die dunkle Farbe des Rothsteins wird durch das Verreiben viel heller und lebhafter, und das weiche des Fleisches kann in dieser Manier besser ausgedrückt werden, als durch Schraffiren. 

Verschmelzen.  Die Tinten in einander verarbeiten, und sie durch unmerkliche Abstuffungen vereinigen.  Man bemühe sich die Lichter und Schatten wohl zu verbinden und in einander zu verlieren.

Verstärken.  Die Farben dunkler und kräftiger machen.

Verwaschen.  Die aufgetragenen Farben mit Wasser aufweichen, und behutsam mit einem reinen Pinsel wegpunktiren. 

Verzierungen.  Ornamente, sind einzelne kleine Theile, die nicht zur wesentlichen Beschaffenheit eines Werks der Kunst gehören, sondern blos zur Vermehrung der Annehmlichkeit ihm beigefügt, und gleichsam angehängt sind.  Der Künstler thut wohl, der es zur Maxime macht, in Ansehung der Verzierungen, lieber zu wenig als zu viel zu thun.  Wenig und mit gutem Geschmack gewählter Schmuck kann auch der schönsten Person noch Annehmlichkeit beilegen; aber wo alles von Geschmeide und Schmuck strotzet, da wird die natürliche Schönheit verdunkelt. 

Vorgrund.  Diejenigen Gegenstände, die dem Auge am nächsten stehen.  Die Schatten im Vorgrunde sind alle ungleich stärker, als in dem Mittel- oder Hintergrunde der Gemälde. 

Vorleger.  Ein Stück Papier, welches man in der Miniaturmalerei, oder beim Zeichnen überhaupt, auf seine Arbeit legt, damit man sie unter dem Malen mit der Hand nicht beschmutze. 

Wahr.  In der Malerei besteht das Wahre in der richtigen Nachahmung des gewählten Gegenstandes.  Es giebt drei verschiedene Gattungen des Wahren: 1) das sim-
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