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78             Dritter Abschnitt. 

umgebendes Gewölke bedeckt, wird das reizendste des Sonnenlichts ganz ausgelöscht, alles ist in den irdischen Farben ohne Kraft.  In dem grössten Reiz erscheint die Gegend, wenn sie unmittelbar von den hinlänglich gemilderten Sonnenstrahlen beleuchtet, und die Dunkelheit der Schatten von dem Lichte, welches das helle Gewölke des Himmels zurückwirft, gemildert wird. 

Auch in der Richtung des auf die Scene einströmenden Lichts, endecket der Beobachter eine Hauptursache der Schönheit.  Manche Gegend erscheinet bei gleich hellem Himmel, zu einer Stunde des Tages in dem besten Reiz, und ist zu einer andern Stunde ohne alle Schönheit.  Wenige Beobachtungen solcher Veränderungen werden den Maler bald auf diese, bald auf eine andere Hauptursache der Schönheit in Farben führen.  Er wird lernen, dass der Gegenstand alsdenn am schönsten ist, wenn das einfallende Licht denselben in zwei gegen einander wohl abgemessene Hauptmassen, eine helle und eine dunkle abtheilet.  Er wird erkennen, dass nur alsdenn das Auge mit Wohlgefallen auf einer Gegend ruhet, wenn die verschiedenen Farben derselben, in so fern sie hell und dunkel sind, nicht unordentlich durcheinander zerstreuet, sondern in zwei Hauptgruppen oder Massen vertheilt sind, so, dass an einem Orte das Helle, an einem andern das Dunkle, beide gegen einander gelagert sind.

Die Natur des Lichts selbst, verdient ebenfalls alle Aufmerksamkeit bei der Farbengebung, indem auch dieses die Farbe der Körper ändert.  Es giebt weißes, gelbes, blaues Licht, u. s. f.  Gesetzt, daß ein Gegenstand bloß vom blauen Himmel, oder von dem durch die Fenster einfallenden Tageslicht ohne Sonnenschein erleuchtet wird, so wird dieses blaue Licht allen Farben der Körper einen andern Blick geben, als das weiße Licht, welches entstehet, indem die Luft mit weißen Wolken überzogen ist.  Die gelbe Farbe würde bei dem blauen Lichte der hellen Luft schon etwas grünlich werden.  Daher muß das Licht, welches die Farben beleuchten soll, eigentlich weiß seyn, damit von jeder Farbe die ihr zugehörigen farbigten Strahlen reflektirt werden können.  Das Sonnenlicht ziehet sich desto mehr ins Röthliche, je näher die Sonne dem Horizonte ist.  Ist sie höher, so ist ihr Licht auch auch sowohl stärker, als mehr weiß.  Das Mondlicht auf weißem Papier zeigt eine Milchfarbe, wozu die neben dem Monde sichtbar und ins Blaue fallende Luft etwas beiträgt.  Das Licht von Lampen, Unschlitt und Flammen zieht ins Gelbrothe.  Das Wachslicht vom weißen Wachs ist ungleich heller.  Das Lampen- oder Unschlittlicht macht, daß man die blauen und grünen Farben nicht wohl unterscheiden kann. 

Sollen farbichte Gegenstände in ihrem völligen Glanze erscheinen, so taugt dazu kein starkes Licht, wie das Sonnenlicht in der Mittagsstunde; denn es ist unmöglich, dieses in einem Gemälde anzuwenden, weil wir keine demselben ähnliche und anständige Far-