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82       Dritter Abschnitt.

Der Duft, den die Entfernung eines Gegenstandes vom Auge des Anschauenden einer Sache giebt, macht die Farbe dieses Gegenstandes mehr oder weniger merklich.  Die Luft, welche von Natur blau ist, und sich zwischen den Gegenständen befindet, die uns ins Auge fallen, theilet sich den Körpern mit.  Ist der Gegenstand nahe, so ist die Tinte, welche die Luft demselben mittheilt, unmerklich.  Je mehr sich der Gegenstand entfernt, desto stärker wird diese Tinte.  Bei einer ansehnlichen Weite verliert er seine Farbe gänzlich, und nimmt die blaue Farbe an.

Wenn man also eine Farbe in der Nähe betrachtet, so scheint sie lebhaft, und sie wird diese Lebhaftigkeit verlieren, wenn man sich davon entfernt.  Die Entfernung macht den Schatten gelinde und das Licht bleicher.  Hieraus folgt: daß die auf dem Vorgrund angebrachten Sachen stärker, frischer und glänzender gemacht seyn müssen, als welche tiefer im Gemälde erscheinen.  Diese Regel wird besonders in Landschaften und ihren tiefen Aussichten, Entfernungen von Gebäuden oder Figuren beobachtet: folglich muß man sie auch in historischen Gemälden nicht ausser Acht lassen, wie es oft zu geschehen pflegt, wenn der Maler diese Regel nicht genug oder gar nicht versteht.  Ueberhaupt müssen entfernte, abweichende, tiefe und schattige Gegenstände nicht so gemacht werden, wie sie an sich selbst sind, sondern wie sie gesehen werden.  Sie dürfen nicht mit so hellen Farben ausgearbeitet seyn, als jene, welche unsern Augen am nächsten, und im stärksten Lichte stehen.  Dieses ist ein eben so großer Fehler als jener, wenn man nicht weis, wie man den Glanz und die Lebhaftigkeit der Farben am gehörigen Orte verstärken und vermindern soll.

Die rothen Farben, und die, welche mit ihnen wie die röthlichen verwandt sind, kann man für die stärksten halten, folglich für diejenigen, welche am meisten hervordringen.  Die Ursache dieser Wirkung ist, daß die Theilchen, aus denen sie bestehen, feurig und nicht blaß oder luftartig sind.  Die blauen, graulichten, weißlichten und gelblichten Farben weichen ganz leicht zurück, weil sie den vorigen ganz zuwider sind.

Man kann ferner hieraus die Folge ziehen: daß die Gemälde selbst, welche in großen Entfernungen und Höhen ans Licht gebracht werden, weit stärker und in ihren hellen Theilen sowohl als in den Schatten weit röthlicher müssen gemalt seyn, als jene, welche in der Nähe stehen.

III.

Die Widerscheine. 

Der Reflex oder Widerschein ist eine Farbe, die nicht von dem allgemeinen eine Scene erleuchtenden Lichte, wie das Sonnenlicht, oder das Tageslicht ist, sondern von
der